
100% mehr Umsatz, 6% mehr Lohn
Rund 54 Milliarden Euro setzt die Paketbranche pro Jahr um – doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor. Bei den Beschäftigten kommt der Boom nicht an: Ihre Löhne stiegen von 2010 bis 2021 nur um insgesamt 6 Prozent. Die Preise kletterten im selben Zeitraum um mehr als 14 Prozent – fraßen den Lohnzuwachs also mehrfach auf. Dafür verdichtete sich die Arbeit der Ausliefernden enorm. Betroffen sind vor allem Migrant_innen.
Rund 530.000 Menschen arbeiten nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes in der Post- und Paketbranche. Unter ihnen sind deutlich mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit als in der Wirtschaft insgesamt: Fast 27 Prozent der Erwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten hatten 2021 eine ausländische Staatsangehörigkeit, während es unter allen Erwerbstätigen 13 Prozent waren.
So genannte atypische Beschäftigung kommt in der Branche häufig vor. Fast ein Drittel (31 Prozent) aller Beschäftigungsverhältnisse sind entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig oder Zeitarbeit. Über alle Branchen hinweg liegt der Anteil der atypisch Beschäftigten bei gut 19 Prozent. Gleichzeitig arbeiten in der Branche rund zwei Drittel (60 Prozent) am Wochenende – doppelt so viele wie im Schnitt aller Branchen.
Knapp jede_r dritte Beschäftigte in der Branche arbeitet bei der Post. Für sie lief am 31. Dezember 2022 der Tarifvertrag aus. Angesichts der enormen Preissteigerungen forderte ver.di einen Lohnzuwachs von 15 Prozent. Vorausgegangen war eine Befragung von rund 43.000 ver.di-Mitgliedern. 65 Prozent von ihnen hatten erklärt, dass sie eine Tarifforderung von 10 Prozent für zu gering halten. Die Post – ein hochprofitabler Konzern, der 2022 über 8 Milliarden Euro Gewinn gemacht hat – lehnt dies ab. ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sagte, ein Lohnplus von 15 Prozent sei „notwendig, gerecht und machbar“. Die Beschäftigten „brauchen dringend einen Inflationsausgleich und sie erwarten darüber hinaus eine Beteiligung am Unternehmenserfolg“, so Kocsis.
Meldung des Statistischen Bundesamtes
ver.di zum Tarifkonflikt bei der Post
Entnommen aus Forum Migration Februar 2023