Information und Aufklärung
Grundlage dafür, sich für gute Arbeit weltweit engagieren zu können, ist auch, über wesentliche Merkmale guter Arbeit wie auch "schlechter Arbeit" informiert zu sein. Und zu wissen, in welchen Ländern und bei welchen Unternehmen es positive Ansätze und Entwicklungen gibt - oder wo gute und faire Arbeitsbedingungen behindert werden.
Unter dem Begriff "Corporate Social Responsibility" (CSR) hat sich in den vergangenen Jahren beispielsweise eine Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen entwickelt.
Gute Arbeit kennen, gute Arbeit fördern
Verschiedene Initiativen - wie etwa das CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung - setzen darauf, CSR-Standards für Unternehmen zu definieren und über deren Einhaltung zu informieren. Solche Ansätze bieten Belegschaften und Betriebsräten in den Industrieländern die Grundlagen, Ziele zur Durchsetzung guter Arbeit im eigenen Unternehmen zu formulieren. Und auch VerbraucherInnen können mit entsprechenden Informationen bei ihren Kaufentscheidungen gute Arbeit fördern: Wer sich für Produkte aus fairen Arbeits- und Produktionsbedingungen entscheidet, zeigt: Gute Arbeit hat einen "Markt".
Siegel für fair gehandelte und "saubere"Produkte" - Orientierung für VerbraucherInnen
Damit sich VerbraucherInnen beim Einkauf besser orientieren können, haben verschiedene Verbände eine Reihe von "Siegeln" aufgelegt. Wer die Siegel auf einem Produkt findet, kann sicher sein: Sie sind fair gehandelt und unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen produziert. Am weitesten verbreitet und am bekanntesten ist das Fairtrade-Siegel. Daneben gibt es etwa das Rugmark-Siegel für Teppiche. Es garantiert, dass den ArbeiterInnen die geltenden gesetzlichen Mindestlöhne gezahlt und keine KinderarbeiterInnen eingesetzt werden. Auch für fair gehandelte und produzierte Blumen haben sich inzwischen verschiedene Programme und Siegel etabliert, etwa des Flower Label Program. Eine Übersicht über vertrauenswürdige und verbreitete Siegel bietet zum Beispiel terres des hommes.
ISO 26000 - Eine Norm für verantwortungsbewusste Unternehmen
"Corporate Social Responsibility" (CSR) - also sozial und ökologisch verantwortungsbewusstes Handeln - ist ein Begriff, mit dem sich inzwischen viele Unternehmen schmücken. Was aber genau CSR ausmacht, das ist nicht klar und einheitlich definiert. VerbraucherInnen sind deshalb bisher auf die gute Arbeit von Verbänden und Initiativen angewiesen, die etwa die oben beschriebenen Siegel vergeben.
Damit die Orientierung einfacher wird, arbeitet die Internationale Organisation für Normung (ISO) derzeit an einer Norm, die den Begriff "soziale Verantwortung" weltweit vereinheitlichen und verbindlich definieren soll. Was es also für Papierformate, Programmiersprachen und Fahrzeugsicherheit gibt, das soll es bald auch für den Umgang von Unternehmen mit guter Arbeit geben. "Ethiknorm" wird ISO 26000, deren Einführung für 2009 geplant ist, inzwischen genannt.
150 Länder sind derzeit in der ISO vertreten, 54 arbeiten an ISO 26000 mit. Wie weit die definierten Standards für "soziale Verantwortung" gehen werden, bleibt abzuwarten. Trotzdem wird die Norm VerbraucherInnen eine grundlegende Orientierung bieten können: Wer praktiziert tatsächlich CSR - und wer tut nur so.
Ein Ethiktest für Waren
Ein besonderes Instrument, um gute Arbeit bei der Produktion von Waren beurteilen zu können, hat die Stiftung Warentest entwickelt. Wo bisher hauptsächlich Produktsicherheit und -qualität getestet wurden, kommen jetzt auch die Produktionsbedingungen und -abläufe auf den Prüfstand. Angefangen hatte das Pilotprojekt 2004 mit Wetterjacken.
Untersucht wird etwa, ob sich die Unternehmen zu sozialen Standards verpflichtet haben, ob sie die gesetzlichen Rechte ihrer Beschäftigten achten und darüber hinaus freiwillig weitere Maßnahmen anbieten (z.B. Weiterbildung), wie es mit der Gleichstellung im Unternehmen aussieht - und ob die Standards und Verpflichtungen auch bei den Zulieferern eingehalten werden. Inzwischen hat die Stiftung den "Ethiktest" neun Mal durchgeführt - zuletzt 2008 für Waschmaschinen. Die Beurteilungen übernehmen spezielle Beiräte, in denen auch VertreterInnen der deutschen Gewerkschaften sitzen.
Informieren und aufklären über gute Arbeit und Unternehmensverantwortung
Information und Aufklärung ist die Strategie vieler Verbände, die sich für gute Arbeit weltweit einsetzen - gegenüber Beschäftigten, VerbraucherInnen, aber auch gegenüber der öffentlichen Hand. "Keine Ausbeutung mit Steuergeldern!" ist etwa das Motto des CorA-Netzwerks für Unternehmensverantwortung. Denn auch Kommunen, Länder und der Bund sind "Großeinkäufer", die jährlich Hunderte Millionen für Arbeitskleidung für ihre Bediensteten, Möbel für ihre Dienststellen oder Schreibwaren für ihre Büros ausgeben.
CorA will deshalb auch bei öffentlichen Arbeitgebern ein Bewusstsein schaffen, dass die soziale Verantwortung der Politik nicht im eigenen Land endet. Die besten Programme der Entwicklungszusammenarbeit nutzen wenig, wenn der Staat gleichzeitig bei Unternehmen einkauft, die ihre ArbeitnehmerInnen in unsicheren Arbeitsbedingungen ausbeuten. Um auf diese Zusammenhänge aufmerksam zu machen, informiert CorA beispielsweise mit Aktionszeitungen BürgerInnen und LokalpolitikerInnen in deutschen Städten und Gemeinden. Ähnliche Publikationen verbreiten auch andere Organisationen und Kampagnen wie die Clean Clothes Campaign oder Transfair - um Öffentlichkeit für das Thema Gute Arbeit weltweit zu schaffen.
Ein Engagement, das sich auszahlt: Nach Angaben von Transfair steigt etwa der Umsatz fair gehandelter Produkte in Deutschland jährlich im zweistelligen Prozentbereich - zuletzt 2011 um 18%.