Jung und Alt
Das Alter eines Menschen kann ebenfalls ein Grund für Benachteiligung oder nachteilige Voraussetzungen in der Arbeitswelt sein - ob für Jung oder Alt.
Besonders drastische Form dieser Benachteiligung oder "Ausbeutung" ist etwa die Kinderarbeit (zur Kampagne "Aktiv gegen Kinderarbeit"). Aber auch ansonsten sind Nachteile aufgrund des Alters weltweit ein immer noch gängiges Phänomen: Es reicht von der unzureichenden Ausbildungsmarktsituation in vielen Staaten über Kinderarmut bis zur geringen Erwerbstätigkeitsquote Älterer. Dazu zählen fehlende Bildungschancen in Kindheit und Jugend oder die Notwendigkeit, noch in hohem Alter arbeiten zu müssen, weil Altersversorgungssysteme fehlen. Weniger drastische Formen - und mit trotzdem existenzsichernden Auswirkungen - hat die Alltagsdiskriminierung. Junge BewerberInnen sind zu jung, alte BewerberInnen zu alt. Hier gilt es gegenzusteuern.
Erfahrungen umsonst sammeln
Junge BewerberInnen hören bei Ablehnungen in erster Linie, dass sie noch mehr Erfahrungen machen müssten, bevor sie eine Stelle antreten können. Damit wird es jungen Menschen oft schwer gemacht, eine reguläre Arbeit zu finden. Im Gegenteil: Die Generation Praktikum ist gezwungen, für umsonst zu arbeiten. Der DGB hat die Arbeitsqualität aus Sicht von jugendlichen Beschäftigten unter 30 Jahren in einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit untersucht.
Ältere Arbeitnehmer schätzen
Im Gegensatz dazu haben es Ältere trotz ihrer weit reichenden Erfahrungen schwer auf dem Arbeitsmarkt. In der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen nach Angaben des Altenberichts 2005 der Bundesregierung 41 Prozent der Betriebe keine MitarbeiterInnen, die älter als 41 Jahre sind. Die Erwerbsquote älterer ArbeitnehmerInnen zwischen 55 und 64 Jahren beträgt lediglich 41,2 Prozent. Gleichzeitig wird das Renteneintrittsalter angehoben.
Höheres Renteneintrittsalter fatal für Frauen
Die geplante Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wirkt sich vor allem für Frauen fatal aus. Denn insbesondere Frauen müssen wegen der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf lange Unterbrechungen ihrer Erwerbsbiografie hinnehmen, was die Rente erheblich mindert. Erschwerend kommt für Frauen hinzu, dass besonders viele in so genannten prekären (unsicheren) Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind.
Gewerkschaften steuern gegen - weltweit
In den Industriestaaten haben Gewerkschaften das Potenzial älterer Beschäftigter erkannt. Dafür wirbt der Deutsche Gewerkschaftsbund auch im Rahmen der Initiative 'Erfahrung ist Zukunft' der Bundesregierung. Sie soll dazu beitragen, die Einstellung der Gesellschaft und insbesondere der Arbeitgeber gegenüber älteren Beschäftigten positiv zu verändern. Denn ältere Beschäftigte können ihre Erfahrungen einbringen, und mit Weiterbildungen gehören sie noch lange nicht zum alten Eisen.
Ein Beispiel: Bei der METRO Group in Deutschland sind 25 Prozent der rund 140.000 MitarbeiterInnen in der „Altersgruppe 50 plus". Das Management hat einen Weg gefunden zu einem wertschätzenden und produktiven Umgang mit einer alternden Belegschaft. Im Sinne der Vielfalt setzt das Unternehmen auf eine altersgemischte Belegschaft. Konkret heißt das: der Ausstieg aus allen Frühverrentungsregelungen und der Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die berufliche Ausbildung von jungen Menschen wird ebenso beachtet wie die berufsbegleitende Kompetenzentwicklung, eine altersgerechte und familiengerechte Arbeitszeitgestaltung sowie eine systematische Annäherung an das Thema „Work-Life-Balance“. Ein solcher Schritt setzt allerdings einen Kurswechsel voraus, weg von einem kurzatmigen betriebswirtschaftlichen Denken hin zu einer langfristigen Strategie.
Altersdiskriminierung ist auch in anderen Industriestaaten ein wichtiges Thema. So hat die Ökonomieprofessorin Joanna Lahey herausgefunden, dass US-amerikanische Unternehmen zu mehr als 40 Prozent ihrer Einstellungsgespräche lieber jüngere BewerberInnen einladen. Auch hier haben Gewerkschaften den Kampf gegen Altendiskriminierung aufgenommen. Ein prominentes Beispiel ist die Writers Guild of America West, eine Vereinigung von DrehbuchautorInnen, die seit 2002 in umfangreichen juristischen Auseinandersetzungen mit der Unterhaltungsindustrie steht, um die Diskriminierung von DrehbuchautorInnen aufgrund ihres Alters zu beenden.