Gute Arbeit - saubere Produkte
Es gibt Bereiche, in denen Menschen in den Industrienationen durch individuelle Entscheidungen positive Arbeits- und Wirtschaftsstrukturen in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern können: gute Arbeit durch fairen Einkauf. Ob Textilien, Lebensmittel oder Spielzeug - wer sich für fair gehandelte und unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellte Produkte entscheidet, hilft, entsprechenden Strukturen in den Herstellerländern mehr Gewicht zu verleihen.
Einsatz für faire Produkte und Gute Arbeit
Dafür setzen sich weltweit eine Reihe von Organisationen und Initiativen ein - von der Clean Clothes Campaign (CCC - Kampagne für saubere Kleidung) bis zur Fairtrade-Initiative und dem Verein TransFair. Ihr Einsatz hat dabei immer zwei Hebel: Einmal wollen sie in den Kosumentenländern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Entscheidung für "saubere" und "faire" Produkte ein kleiner, individueller Beitrag zur Entwicklungshilfe und für Gute Arbeit weltweit ist. Und in den Herstellerländern wird versucht, Strukturen guter Arbeit und fairen Handelns zu fördern und zu verbreiten - nicht zuletzt dadurch, dass lokale Produzenten und Unternehmen erkennen, dass entsprechend hergestellte Produkte auch tatsächlich Absatzmärkte finden.
Kodex für Gute Arbeit und faire Produkte
Die Clean Clothes Campaign (CCC) beispielsweise ist international vernetzt und aktiv. Mitglied im deutschen Trägerkreis sind etwa die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die IG Metall, das Nord-Süd-Netz des DGB-Bildungswerks oder die Katholische Arbeitnehmer Bewegung. Die CCC hat bereits 1998 einen "Arbeitsverhaltenskodex" für die Bekleidungsindustrie aufgestellt. Unternehmen der Branche sollen sich demnach weltweit auf die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO verpflichten. Konkret wird etwa gefordert, dass die Arbeit der Beschäftigten freiwillig sein muss - ohne Zwangsarbeit. Dass es weder Diskriminierung, Kinderarbeit oder überlange Arbeitszeiten gibt. Oder dass ausreichende Löhne gezahlt und die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen geachtet werden.
Millionenfacher fairer Handel
Fairer Handel ist auf dem Vormarsch. Zwar liegt der Marktanteil entsprechender Produkte in Deutschland derzeit bei nur rund einem Prozent. Aber Beispiele anderer europäischer Länder zeigen, wie weit sich diese Quote in den nächsten Jahren steigern ließe: Jede fünfte Tasse Kaffee, die in Großbritannien getrunken wird, wird mit Bohnen aus fairem Handel gebrüht. Und in der Schweiz sind sogar über die Hälfte der verkauften Bananen "fair trade". Fast anderthalb Millionen Produzenten weltweit profitieren nach Angaben des Vereins TransFair inzwischen von fairem Handel. Und dieser Profit ist groß: Wer für seine hergestellten Waren fair bezahlt wird, kann sich und seine Familie angemessen versorgen, den Kindern bessere Bildung ermöglichen, sich gesundheitliche Versorgung tatsächlich auch leisten - und so aus eigener Kraft Armut, Krankheit und prekärer Arbeit entkommen.
Verbraucherorganisationen machen sich stark für soziale Verantwortung
Verbraucher interessieren sich zunehmend für die soziale Verantwortung von Unternehmen. Auch klassische Verbraucherorganisationen wie Stiftung Warentest berücksichtigen daher vermehrt, wie Produkte zustande kommen. So hat Stiftung Warentest 2003 die Arbeitsbedingungen bei Sportschuhherstellern unter die Lupe genommen und forderte, angesichts der Schwierigkeit an verlässliche Daten zu kommen, die Möglichkeit unabhängiger Kontrollen. 2004 hat die Stiftung dann in einem Pilotprojekt erstmals auch einen Ethiktest durchgeführt, der inzwischen für zehn Produkte stattgefunden hat - zuletzt 2008 für Waschmaschinen.
Und auch die Bundesverbraucherzentrale (vzbv) spricht sich für saubere Produkte aus: „Angesichts globaler Märkte und weltweiter Warenströme kommt es mehr denn je darauf an, wertorientierte Produktions- und Kaufentscheidungen zu treffen," so die Verbraucherzentralen. Freier Handel und der internationale Standortwettbewerb dürften den Schutz von Menschenrechten, Umwelt und Natur nicht ausgrenzen. Raubbau an der Natur, Zerstörung von Ressourcen und Ausbeutung von Arbeitskräften findet heute jenseits unserer eigenen Haustür in Entwicklungs- und Schwellenländern statt. Unternehmen dürfen sich nicht allein dem shareholder-value verpflichten, sondern müssen auch soziale Verantwortung übernehmen und nachhaltigen Konsum fördern.