Beschäftigungsförderung
Angesichts der Zunahme von prekärer Beschäftigung auch in Deutschland fordert der DGB eine Qualifizierungsoffensive, Mindestlöhne und eine politische Initiative zur Missbrauchsbekämpfung. Die Gewerkschaften fordern zudem von den ArbeitgeberInnen eine Investitionspolitik, die auf Sicherung und Schaffung von Beschäftigung ausgerichtet ist. Und auch die Politik ist zur Verantwortung zu ziehen: Mehr öffentliche Investitionen sowie die Förderung von Bildung und Weiterbildung sind notwendig.
2,5 Millionen Deutsche müssen mit Armutslöhnen auskommen, die nicht zum Leben reichen. Mitte 2011 waren 560.000 sozialversicherte Beschäftigte auf Hartz IV angewiesen. Davon arbeiteten 330 000 Beschäftigte in Vollzeit, 240 000 in Teilzeit.
Jedes fünfte Beschäftigungsverhältnis in Deutschland ist inzwischen geringfügig. über 7 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in so genannten Minijobs. Unterbezahlte Arbeit ist der falsche Weg. Deutschland braucht neben tariflichen Mindestlöhnen etwa nach dem Entsendegesetz auch den gesetzlichen Mindestlohn nicht unter 8,50 Euro die Stunde.
Ghana: Besserer Zugang zur Weiterbildung
Auch auf dem internationalen Parkett stellen sich die Gewerkschaften den Herausforderungen, nachdem sie lange versucht haben, die Probleme mit Ansätzen der klassichen Beschäftigungspolitik zu lösen. Im Rahmen ihres Programms "Decent work" hat die ILO in Ghana in einem Pilotprojekt gemeinsam mit GewerkschafterInnen aus der Palmölindustrie gezeigt, wie menschenwürdige Arbeit praktisch aussehen kann.
Ghana verfügt nur über ein unzureichendes Sozialsystem, gerade junge Menschen und Frauen arbeiten im informellen Sektor. Die Gewerkschaften haben sich jedoch lange in erster Linie für die ArbeiterInnen in der formellen Ökonomie eingesetzt. Gemeinsam haben es die Organisationen geschafft, dass die Arbeitsbedingungen innerhalb der nationalen Strategie der Regierung zur Reduzierung der Armut verankert werden. Konkret vereinbart wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im informellen Sektor wie besserer Zugang zu Weiterbildung und die Integration von Menschen mit Behinderungen.
SEWA: Selbstständige Frauen organisieren sich
Eine Organisation hat mit der Herausforderung, den Auswirkungen prekärer Arbeit zu begegnen, bereits in den 1970er angefangen: SEWA, die indische Self Employed Women’s Assoication für selbstständige Frauen aus dem informellen Sektor. Heute hat SEWA etwa 1,2 Millionen Mitglieder. In Indien sind 93 Prozent aller Beschäftigten im informellen Sektor beschäftigt, von den weiblichen Beschäftigten sogar 94 Prozent.
SEWA ist Gewerkschaft und Bewegung, ein Aspekt, den die Frauen immer wieder betonen: Ziel von SEWA ist die ganzheitliche Entwicklung von Frauen, insbesondere die Stärkung ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung, das heißt Beschäftigung und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen. Das Konzept von SEWA wurzelt in der Philosophie Ghandis, welche die Selbstachtung und Würde in den Vordergrund stellt. Die Hauptaktivitäten umfassen Rechts- und Prozesshilfe, Finanzdienstleistungen, Ausbildung, Gesundheit, Wohnungsbau, ländliche Entwicklung und soziale Sicherungssysteme.