Kolumbien: Seit Mai 2019 wieder zunehmende Gewalt gegen Gewerkschaftsführer_innen

(05.08.2019/nsn) Ígor Díaz, ehemaliger Projektpartner des Nord-Süd-Netzes und Vorstandsvorsitzender der kolumbianischen Bergarbeitergewerkschaft Sintracarbón, die der IndustriALL Global Union, ebenfalls Projektpartner des Nord-Süd-Netzes, angehört, erhielt im Mai und Juni 2019 Todesdrohungen.
Am 6. Juni 2019 war es eine Textnachricht mit der Warnung, dass in 24 Stunden eine Vernichtungsaktion („extermination operation“) in Gang gesetzt werde (3). Absender: Unbekannt.
Die Drohung folgte auf eine andere, die kurz zuvor, am 11. Mai 2019 (4), per Flyer in den sozialen Medien kursierte und in der gedroht wurde, Díaz und weitere Gewerkschaftsführer_innen zu töten, da sie "als Arbeiter getarnte Guerrillakämpfer" („guerrillas disguised as workers“) seien, die Kolumbien eine neue Form des Sozialismus auferlegen wollen. Unter Androhung von Konsequenzen bei Nichtbefolgen wurde ihnen ein 48-stündiges Ultimatum gestellt, um das Land zu verlassen. Absender des Flyers soll eine in kolumbianischen Gewerkschaftskreisen als "kriminell“ und "paramilitärisch" eingestufte Gruppe namens "Águilas Negras" (Schwarze Adler) gewesen sein.
Die Drohungen sollen sich an alle Gewerkschaftsführer_innen gerichtet haben, die am 6. Mai 2019 an einer Konferenz der niederländischen Gewerkschaftsorganisation CNV und der niederländischen Botschaft teilgenommen hatten, zu der auch niederländische Parlamentsangehörige sowie Managementvertreter der multinationalen Unternehmen Prodeco-Glencore, Cerrejon und Drummond geladen waren. Ganz oben auf der Agenda: Die Lage der kolumbianischen Kohleindustrie und ihrer Arbeitnehmenden.
Neben Ígor Díaz erhielten im Juni 2019 auch Dibeth Quintana, Gewerkschaftsführerin der Ölarbeitergewerkschaft Unión Sindical Obrera (USO) sowie mehrere Gewerkschaftsmitglieder der Sintramienergética Todesdrohungen.
Das Land verzeichnet laut Gewerkschaftsbeobachtungen seit der Amtsübernahme von Präsident Duque im Juli 2018 erneut zunehmende Gewalt gegen Gewerkschafter_innen und soziale Aktivist_innen. Angesichts der Vorfälle im Mai und Juni, wandten sich IndustriALL Global Union und die ihr angeschlossenen kolumbianischen Gewerkschaften aus Bergbau und Energie (5) mit der dringenden Forderung an den Präsidenten, die Täter ausfindig zu machen, zur Rechenschaft zu ziehen und die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des Lebens von Gewerkschaftsführer_innen in Kolumbien zu ergreifen.
Das Nord-Süd-Netz und die IG Bergbau, Energie und Chemie verfolgen die Vorfälle aus Deutschland mit Sorge und versuchen, ihre gewerkschaftlichen Partner vor Ort zu unterstützen.