Schöneberger Forum 2024 - Rückblick

Megatrends: Wie Herausforderungen zu Chancen werden – die Arbeitswelt gestalten wir

Unsere jährliche Fachtagung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst, das Schöneberger Forum, fand vom 06. - 07. November 2024 in Berlin statt.

Thema des Schöneberger Forums 2024 waren "Megatrends". Im Rahmen der Fachtagung wurde aufgezeigt, welche Folgewirkungen Megatrends wie Digitalisierung, Klimawandel, Individualisierung, demografischer Wandel und Co. auf den öffentlichen Sektor und die Arbeitsbedingungen derer haben, die für diesen tätig sind. Überdies wurde diskutiert, wie mit den dadurch bedingten Herausforderungen umgegangen werden muss, um die Arbeitswelt dennoch im Sinne der Beschäftigten zu gestalten.

Einen Einblick in die Tagung und die Diskussionen in den Foren geben wir unten.

Deutscher Personalräte-Preis 

Im Rahmen des Schöneberger Forums 2024 wurde zudem der Deutsche Personalräte-Preis verliehen. Der Preis in Gold ging an den Personalrat der Rottal-Inn-Kliniken KU, Eggenfelden, mit dem Projekt "Entlastung von Pflegepersonal durch Etablierung eines Springerpools". Die Dienstvereinbarung "Springerpool" kompensiert kurzfristige Personalausfälle im Pflegedienst, um die Pflegekräfte auf den Stationen zu entlasten und den Krankenstand zu reduzieren. Mit dem Modell wird somit faktisch in einem Teilbereich eine „4-Tage-Woche“ für Pflegekräfte geschaffen, die dafür in Kauf nehmen, an jedem Arbeitstag in einem anderen Arbeitsbereich eingesetzt zu werden. Es kam zu einer spürbaren Entlastung der Kolleginnen auf den Stationen sowie spürbar zurückgehenden Ausfallzeiten.

Der Gesamtpersonalrat Landeshauptstadt Hannover erhielt mit dem Projekt „Textilwerkstatt der Landeshauptstadt Hannover (LHH) – jetzt auch für leistungsgewandelte Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung“ die Auszeichnung in Silber. 

Bronze ging an den Personalrat Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit dem Projekt "Freie in den Personalrat".

Mit dem Sonderpreis der DGB-Jugend wurde die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung der Landeshauptstadt München mit dem Projekt "Reiter übernehmen Sie 2.0" ausgezeichnet. 

Der Sonderpreis Debeka ging an den Bundespolizeihauptpersonalrat beim Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI), Berlin – mit dem Projekt "Entwicklung einer Dienstvereinbarung zum Leistungsabhängigen Stufenaufstieg gem. §17 Abs. 2 TVöD".

Mehr dazu unter www.dprp.de.

Inhalte und Vorträge der Foren

Die uns zur Verfügung gestellten Vorträge können hier als PDF herunterladen werden:

Keine andere technologische Entwicklung hat die Digitale Gesellschaft in den letzten Monaten so stark geprägt wie die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Auch im öffentlichen Dienst und hier vor allem in der Verwaltung wird der Einsatz von KI als Heilsbringer des Fachkräftemangels und Grundlage schnellerer und einfacherer Prozesse diskutiert. Damit gehen viele Fragen einher, denen sich Politik und Gesellschaft, aber auch Arbeitgeber und Dienstherren sowie der Personalrat stellen müssen. Datenschutz, Transparenz, Diskriminierungsfreiheit und Sicherheit gehören dazu, aber vor allem natürlich auch das Thema Mitbestimmung und Beteiligung bei der Einführung und dem Einsatz von KI-Anwendungen. In diesem Forum wollen wir Erläutern, was KI ist, was KI kann und welche Beteiligungsrechte Personalräte eigentlich haben.

Immer wichtiger scheint es, dass Gremien dynamisch und effektiv zusammenarbeiten, um der Flut an Aufgaben bei veränderten Bedingungen wie der Hybridisierung und Flexibilisierung von Arbeitsort wie auch -zeit Herr werden zu können. Gepaart mit einer neuen Qualität von kurzfristigen Veränderungen – politische – und gesellschaftliche Ereignisse – die einem hohen Handlungsdruck unterliegen, fordert auch dies eine Reflexion der Personalratsarbeit. Wie können Gremien diesen Anforderungen gerecht werden und sich strukturieren, digital aufstellen und Tools nutzen, um ihre Beteiligung gewährleisten zu können und sich nicht zu verlieren? Wie können Gremien dabei auch noch den Draht zur Belegschaft sicherstellen? In diesem Forum reflektieren wir die interne Arbeitsorganisationen des Personalrats und diskutieren mögliche Ansätze, um schnell, effektiv und effizient auf Veränderungen reagieren können.

Zeit- oder Termindruck gehört heute zu den häufigsten Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt. Wer kennt das nicht? Eigentlich hat der Arbeitstag nur acht Stunden, aber das volle E-Mail-Postfach und die lange To-do-Liste stehen einem entspannten Feierabend oft im Wege. Für viele Beschäftigte reicht die Arbeitszeit einfach nicht zur guten Erledigung der Aufgaben, und das frustriert. Diese bittere Realität der hohen Belastung trifft aber immer mehr auch auf veränderte Arbeitszeitwünsche bei den Beschäftigten. Die Gestaltung der Arbeitszeit muss also individuelle Arbeitszeitsouveränität ermöglichen und gleichzeitig der Gefahr von Entgrenzung und Überlastung entgegenwirken. Auch wenn der Kampf um die Arbeitszeit Gewerkschaften und Personalräte seit jeher begleitet, entstehen damit neue Herausforderungen. Wir wollen im Forum diskutieren, wie für die Arbeit im öffentlichen Dienst ein guter Schutzrahmen aussieht, der Selbstbestimmung fördert, aber auch für Planbarkeit und Entlastung sorgt.

Wenn die Sommer heißer und trockener werden und andere Extremwetterereignisse zunehmen, hat das auch Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen. Beschäftigte im öffentlichen Dienst betrifft dies besonders bei Tätigkeiten im Freien oder im Einsatzdienst. Neben Hitze, UV-Strahlung und Blitzschlägen geht die Gefahr auch von Infektionskrankheiten und Allergenen aus. Aber auch im Innendienst sind die Folgen zum Beispiel in Form von höheren Raumtemperaturen zu spüren. In Forum 4 gehen wir der Frage nach, welchen neuen Belastungen Beschäftigte auf Grund des Klimawandels ausgesetzt sind und wie der Arbeitsschutz entsprechend angepasst werden muss.

Wir leben in unruhigen Zeiten, immer mehr Menschen wenden sich von der Demokratie ab. Statt Interessensausgleich und Kompromiss wünschen sie sich die schnelle und einfache Lösung. Und diese Demokratiefeinde gibt es leider auch im öffentlichen Dienst. Was kann der Personalrat dagegen tun? Er steht für demokratische Verfahren in Betrieb und Dienststelle, soll gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bekämpfen und Integration fördern. Aber das kann er nur, wenn er die Beschäftigten einbezieht.

Die Demokratiewerkstatt vermittelt Tipps für den Umgang mit Rassismus, Extremismus und Verschwörungstheorien. Die Teilnehmenden sollen gestärkt werden, auch auf kontroverse Gespräche einzugehen und eine kollegiale Diskussionskultur zu etablieren. Forum 5 ist als zweitägige, aufeinander aufbauende, Veranstaltung konzipiert. Im Mittelpunkt steht das Ausprobieren verschiedener Methoden, die in den Arbeitsalltag „mitgenommen“ werden können.