Gute Arbeit in der Transformation - geht das?
Heinz Fritsche, IG Metall Vorstand des Ressorts Arbeitsgestaltung und Gesundheitsschutz geht dieser Frage auf den Grund
Zunächst bezieht sich Heinz Fritsche auf das vorangegangene Thema Home Office und stellt die Fragen: wie schützen wir Mitarbeitende, die nicht im Home Office arbeiten wollen und als interne Problemlöser für die anderen werden und somit nicht mehr selbst zu ihren eigenen Aufgaben kommen, so nach dem Motto :“Kannst du mal eben kurz schauen …“. Teure Büroeinrichtungen verwaisen und in Zeiten von hohen Immobilienpreisen können Unternehmen Kosten einsparen, indem sie Mitarbeitende zu Hause arbeiten lassen. So verlieren wir auch ein Stück solidarisches Miteinander und die Vorteile von jahrelang von den Arbeitswissenschaften gelobter und gelebter Teamarbeit und direktem formellem und informellem Austausch.
In 1964 Betrieben wurden 93 Einzelfragen mit 10 Fragekomplexen Betriebsräte gefragt, was die derzeitigen Veränderungen in den Betrieben ausmacht und welche Konsequenzen daraus abzuleiten sind. Die Prognosen der befragten Betriebsräte unterscheiden sich deutlich von den Zukunftsforschern auf den Bühnen. 17 Prozent sagen etwa, sie können überhaupt keine Prognose zu Produktentwicklung, Beschäftigung und Umsatz erstellen und 53 Prozent nur im Rahmen von bis zu zwei Jahren. Digitalisierungsprozesse sind durchaus vorhanden, nicht jedoch disruptiv. So werden manche Produkte einfach etwas digitaler, sie werden „etwas schlauer“. Fast 80 Prozent sagen, dass die Belastung durch Digitalisierung ansteigt – und zwar eine deutliche Mehrbelastung UND eine Neubelastung. Hierzu nennt er mögliche Folgen vom Einsatz kollaborierenden Robotern: „links und rechts um den Mitarbeiter sind nur ‚Blechkameraden‘.“ 63 Prozent sehen keinen Einsatz von kollaborierenden Robotern in ihren Unternehmen. Auch nennt er in dem Zusammenhang den Einsatz von Exoskeletten und digitalen Datenbrillen. In fast jedem zweiten Betrieb spielen Drei-D-Drucker bereits eine Rolle, aber nicht so gravierend, wie in Medien oft vorgestellt. Sie bergen jedoch auch Gefahren durch Geruch, Gefahrstoffe, Verbrennungsgefahren bis hin zu Explosionsgefahren. Er nennt auch positive Aspekte der digitalen Transformation, dass zum Beispiel Hilfsgeräte für Schweißer Belastungen abbauen und sie dadurch bessere Arbeitsbedingungen erlangten. Personal- und Qualifizierungsplanung sind relativ schwierig zu bewerkstelligen, Beschäftigte, wie auch Betriebsräte haben einen hohen Bedarf an Wissen und Beratung, um den Herausforderungen kompetent Stand zu halten.
Eine gute Arbeit in Zeiten der Transformation kann gelingen, wenn die Sorgen über die Entwicklung der zunehmenden Arbeitsbelastung ernst genommen werden. Hierzu zeigt er von der DGUV bereitgestellte Ratgeber, Muster-Gefährdungsbeurteilungen und Orientierungshilfen sowie Hilfestellungen der IGMetall wie Stressbarometer, Arbeitszeit-TÜV®. Gewohntes Arbeitsschutzwissen wie Gefährdungsbeurteilungen sollte auch unter Mitbestimmung auf die neuen Themen angewandt werden, und zwar im vollen Umfang, denn „wenn nur 37 Prozent aller Autofahrer an einer roten Ampel wirklich halten, dann möchte ich nicht auf die Straße gehen“. Wenn alle die Gefährdungsbeurteilungen psychische Belastung durchführen und die Maßnahmen umsetzen, wäre ein wichtiger Beitrag geleistet.
Podcast Kapitel:
00h01min08sek Wie schützen wir die Personen, die nicht mobil Arbeiten wollen?
00h09min29sek Beschäftigtenbefragung der IG Metall
00h17min58sek Bedeutung für die Arbeitsbelastung
00h21min58sek Einzel Beispiele
00h28min07sek Transformation in der Erprobungsphase
00h30min58sek Tipps für die Gefahrenbeurteilung
00h34min50sek Wie blickt man auf die Transformation?
00h39min02sek Wie wird der Betriebsrat über Veränderungen informiert?
00h43min26sek Neuer Arbeitszeit TÜV / neues Stressbarometer
00h47min06sek Handlungsfelder des Betriebsrates