Internationale Klimapolitik und Gewerkschaften: Zeit, schnell zu handeln
28.10.2021 I Vereinfachte und gekürzte Fassung
des gleichnamigen Artikels von Jan Philipp Rohde, Referent für Umweltpolitik, Klimapolitik und Nachhaltigkeitspolitik beim DGB Bundesvorstand
Die Wissenschaft ist sich einig: Der Klimawandel ist von uns Menschen gemacht. Er bedroht unsere Lebensgrundlagen weltweit. Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN) gibt regelmäßig Berichte zum Klima heraus. Diese Berichte sollen helfen, die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen.
Die Klimakrise
Die letzten Berichte des Weltklimarats zeichnen ein deutliches Bild: Die Erderwärmung hat schon bei einer geringen Erhöhung der Werte viel stärkere Auswirkungen. Ob die Erwärmung 1,5 oder 2 Grad beträgt, kann den Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 10 Zentimeter zusätzlich erhöhen. Das hat zerstörerische Folgen für Küstenregionen und Inseln. Schon heute sind viele Regionen von Überflutungen bedroht. In diesen Regionen leben aktuell 700 Millionen Menschen.
Auch in Deutschland ist die Klimakrise längst spürbar: Die Jahre 2018 bis 2020 waren viel zu trocken. Im Sommer 2021 zerstörten Starkregen große Gebiete im Westen Deutschlands.
Es ist unbestreitbar: Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid muss weltweit stark verringert werden.
Internationale Zusammenarbeit
Die Erderwärmung ist ein weltweites Problem. Deshalb haben sich die Vereinten Nationen im Pariser Klimaschutzabkommen ein gemeinsames Ziel gesetzt: Die Erderwärmung soll auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden. Auf internationalen Klimakonferenzen werden die Wege und Ziele jedes Jahr überprüft. Hier sind alle wichtigen Gruppen beteiligt: Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Jugend.
Ziele der Gewerkschaften
Die Klimakrise wird die Ärmeren stärker treffen. Das betrifft zum einen die Länder des Globalen Südens. Hier fehlt oft das Geld für Schutzmaßnahmen vor den Folgen des Klimawandels. In der Folge werden Armut und ungerechte Verteilung von Gütern zunehmen.
Hunger wird als Fluchtursache eine größere Rolle spielen. Die Länder des Globalen Südens haben so nicht die Möglichkeit, sich wirtschaftlich zu entwickeln.
Auch in den Industrieländern kann die soziale Ungleichheit zunehmen. Zum Beispiel wenn die Kosten für die Anpassungen an die Erderwärmung nicht sozial verträglich verteilt werden. Es darf nicht passieren, dass Wohnen, Heizung oder Verkehr für Menschen mit geringem Einkommen nicht mehr bezahlbar sind.
Die Gewerkschaften haben sich zum Ziel gesetzt, die notwendige Anpassung an die Erderwärmung sozial gerecht zu gestalten. Sie fassen das unter dem Begriff „Just Transition“ zusammen. Das heißt: „gerechter Übergang“. Die Gewerkschaften sind überzeugt: Die Veränderung zu einer nachhaltigen, klimagerechten Arbeit muss gleichzeitig die soziale Gerechtigkeit stärken. Hier sehen die Gewerkschaften Deutschland auch als Vorbild für andere Länder: Deutschland muss die Transformation zu nachhaltiger Wirtschaft so gestalten, dass soziale Gerechtigkeit, gute Arbeit und gute Lebensbedingungen für alle erreicht werden. So steigt die Akzeptanz für den Wandel. Andere Länder sind eher bereit, dem Weg Deutschlands zu folgen.
Transformation aktiv gestalten
Politik muss handeln
Politik kann und muss die Transformation aktiv gestalten. Der Staat muss aufzeigen, wie betroffene Regionen, Betriebe und Beschäftigte neue Ansätze entwickeln können. Dabei ist wichtig, dass Beschäftigte durch die Veränderungen nicht schlechter stehen als vorher. Beschäftigte müssen die Veränderung aktiv mitgestalten und mitbestimmen können.
Der Staat muss Geld bereitstellen, um die Transformation zu gestalten. Geld ist nötig für Weiterbildung und für soziale Sicherungen, wenn Arbeitsplätze verloren gehen. Durch die klimafreundliche Erneuerung und Förderung von Verkehr, Technik, Wissenschaft und Bildung kann der Staat den Rahmen für klimagerechtes Leben und Arbeiten geben.
Beschäftigte gestalten mit
Klimaschutz gelingt dort besonders gut, wo Beschäftigte die Möglichkeit zur Mitgestaltung haben.
In einigen Ländern haben Gewerkschaften beim Ausstieg aus der Kohleverstromung mitverhandelt. Unter anderem in Deutschland, Spanien, Kanada und Polen waren sie Teil von Kommissionen aus Regierungen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Ergebnisse beinhalten die Beendigung der Kohleverstromung, Beschäftigte werden sozial abgesichert und es sollen neue Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen entstehen.
Betriebsräte oder Personalräte bieten häufig Vorschlagsmöglichkeiten, um klimafreundliche Veränderungen im Betrieb anzustoßen.
Im Baubereich hat die Gewerkschaft mit dem Tarifvertrag für besseren Schutz der Arbeitnehmer vor den Auswirkungen des Klimawandels gesorgt. Es gibt Regelungen zum Schutz vor Hitze oder extremer Kälte und vor Arbeitsausfall durch das Wetter.
Gewerkschaften setzen sich weltweit für Just Transition ein
Vor allem im Globalen Süden ist die Arbeit häufig durch Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung bestimmt. Die Wirtschaft behindert hier oft die Transformation zu Klimafreundlichkeit und sozialer Gerechtigkeit. Denn ihr Gewinn basiert auch auf der Ausbeutung von Arbeitskräften und Umwelt.
Hier kann die internationale Gewerkschaftsbewegung viel erreichen.
Sie hat schon einiges auf den Weg gebracht:
Das Just Transition Centre (JTC) bringt verschiedene Interessenvertreter an einen Tisch. Es unterstützt so den Dialog zwischen den Beteiligten. Das JTC berichtet über gute Beispiele.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat Richtlinien für einen gerechten Übergang aufgeschrieben. Die Richtlinien wurden von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierungen gemeinsam erarbeitet.
Der weltweite Verbund von Industriegewerkschaften IndustriAll stellt im Internet viele Informationen und gute Beispiele zu Just Transition vor. Eine ähnliche Internetseite bietet der weltweite Verbund der Dienstleistungsgewerkschaften an.
Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) setzt sich in internationalen Kontexten und in der internationalen Politik für Klimaschutz und Gute Arbeit ein.
Man sieht also:
In jedem Land können starke Arbeitnehmerorganisationen bessere Arbeitsbedingungen und ökologische Standards erkämpfen. Deshalb ist es wichtig, dass demokratische Gewerkschaften immer mit beteiligt sind, um Wege für Gute Arbeit, Umwelt und Soziales zu erarbeiten.
Der Originalartikel erschien in der Broschüre, Transformation weltweit – für Gute Arbeit im digitalen und ökologischen Wandel.
Text in einfacher Sprache: Spaß am Lesen Verlag, Agentur Klar & Deutlich, https://klarunddeutlich.de/
Mehr Informationen auf www.gute-arbeit-weltweit.de