
Wieder Infektionen in Schlachthöfen
Die zweite große Corona-Welle machte auch vor den Schlachthöfen nicht Halt. Im Oktober infizierten sich fast 200 Beschäftigte großer Fleischbetriebe in Niedersachsen mit Covid-19. Die meisten Fälle gab es erneut in einem Werk des Tönnies-Konzerns.
Dessen Schlachthof Weidemark im emsländischen Sögel wurde deshalb von den Behörden vorübergehend geschlossen. Mindestens 112 Beschäftigte wurden zuvor positiv getestet. Der Betrieb mit rund 2.000 Beschäftigten durfte deshalb ab dem 7. Oktober nicht weiter produzieren. Der Landkreis Emsland wollte den Schlachthof 22 Tage dichthalten. „Diese Regelung ist wichtig, um zu vermeiden, dass es zu einer exponentiellen Verbreitung des Virus in der Belegschaft, aber auch außerhalb des Schlachthofes kommt“, hieß es in der Mitteilung des Kreises.
Tönnies selbst verwies auf inzwischen wieder gesunkene Infektionszahlen und Präventionsmaßnahmen und nannte die Schließung unverhältnismäßig. Der Konzern legte nach nur drei Tagen ein Konzept für eine Wiederaufnahme des Betriebes beim Kreis vor. Erst sollte ein Gericht über die Angelegenheit entscheiden. Dann entschied der Landkreis, dass Tönnies in Sögel schon nach einer Woche weiter schlachten darf.
Im Sommer hatte es besonders in den Tönnies-Betrieben in NRW schwere Ausbrüche mit hunderten Infizierten gegeben. Auch in einem Schlachthof in Emstek (Landkreis Cloppenburg) stieg die Zahl der Infizierten. Dort wurden im Oktober unter den Beschäftigten mindestens 63 Fälle festgestellt. Der Betrieb des zum Vion-Konzern gehörenden Schlachthof wurde zunächst eingeschränkt.
Anlässlich einer Anhörung im Bundestag erneuerte DGB Vorstandsmitglied Anja Piel die Forderung nach einem Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen in der Fleischindustrie. An diesem führe kein Weg vorbei, wenn die Bundesregierung Schluss machen wolle mit der „organisierten Verantwortungslosigkeit, die das System von Ausbeutung und Missbrauch erst ermöglicht hat”, so Piel. Ankündigungen und Selbstverpflichtungen zu Verbesserungen wurden von der Fleischwirtschaft nie eingelöst.