
Unverzichtbarer Beitrag
Jede_r sechst_e Erwerbstätige in Gesundheits- und Pflegeberufen ist im Ausland geboren, mehr als ein Viertel der Ärzt_innen hat einen Migrationshintergrund. Die Tendenz ist deutlich steigend. Ohne Migrant_innen stünde das deutsche Gesundheitssystem „vor einem Kollaps“, stellt der Sachverständigenrat Migration (SVR) in seinem neuen Jahresgutachten fest. Weil der Bedarf an Fachkräften weiter steigen werde, müssten Zugangsmöglichkeiten „vereinfacht und nachhaltig gestaltet werden“, so der SVR.
Unter anderem empfehlen die Fachleute, stärker für Zuwanderung bereits in die Ausbildung zu werben. So würden langwierige Anerkennungsverfahren und Transferprobleme aufgrund unterschiedlicher Berufsbilder und Ausbildungsinhalte entfallen. Zudem könnten die Zugewanderten durch Kontakt zu anderen Auszubildenden leichter Deutsch lernen. Unternehmen, die Mitarbeitende aus dem Ausland rekrutieren, sollten ein Integrationskonzept entwickeln und Ansprechpersonen benennen, die den Zuwandernden zur Seite stehen. Den Bereich der häuslichen 24-Stunden-Pflege, die vor allem von Osteuropäer_innen geleistet wird, sieht der SVR vielfach „rechtlich in einer Grauzone“. Geltende Gesetze würden hier oft nicht eingehalten, besonders die Regelungen zu Arbeitszeit und Mindestlohn. Eine freiwillige Selbstregulierung der Unternehmen, wie sie der privaten Pflegewirtschaft teils vorschwebt, ist jedoch nach Auffassung des SVR kein Ausweg – sie „ersetzt keine staatlich-politischen Lösungen“. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen müssten sowohl die Entsendeunternehmen im Ausland als auch die Vermittlungsagenturen im Inland beitragen. „Sie müssen als Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für die Betreuungskräfte zur Verfügung stehen, Aufklärungsarbeit leisten sowie garantieren, dass Gesetze und ethische Standards eingehalten werden“, heißt es in dem Gutachten.
24h-Pflege-Schwerpunkt Forum Migration 08/21
Sie arbeiten als häusliche Betreuerin (Live-In)/Haushaltshilfe in einem Privathaushalt in Deutschland oder haben vor, diese Arbeit demnächst aufzunehmen? Das DGB Projekt „Faire Mobilität“ hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen in einem mehrsprachigen FAQ zusammengestellt.
Entnommen aus Forum Migraton Juni 2022