Uni-Visum nur für Gutbetuchte
Beim ersten Mal war alles ganz einfach, sagt Aristide Landry Biembe Kono. 2013 hat er in Kameruns Hauptstadt Yaoundé Abitur gemacht. Was er danach machen könnte, dazu hatte sein Cousin eine Idee: Der war dabei, Öl-Ingenieur zu werden.
Kamerun ist umgeben von Staaten mit bedeutenden Ölvorkommen: Nigeria, die Zentralafrikanische Republik, Äquatorialguinea, Angola und Kongo. Trotz der wachsenden Bedeutung von Klimaschutz: Für Biembe war klar, dass die Branche in der Region weiter eine Zukunft hat. Er beantragte ein Studierendenvisum für die Liaoning University of Petroleum and Chemical Technology in Fushun, zehn Autostunden östlich von Peking. Da studierte damals Biembes Cousin.
Es ist das bekannteste Institut für rohstoffbezogene Geowissenschaften in China. Biembe wollte hier den vierjährigen Bachelor Petroleum and Gas Engineering belegen – denn den bieten die Chinesen auf Englisch an. 16.000 Renminbi Einschreibegebühr will die Uni heute noch, umgerechnet 2.100 Euro. Damals war es etwas günstiger: „Mit allen Ausgaben habe ich etwa zwei Millionen Francs im Jahr bezahlt,“ sagt Biembe, das sind umgerechnet gut 3.000 Euro. Das war nicht wenig, aber für eine Familie der afrikanischen Mittelschicht leistbar.
Das Visum bekam er prompt. „Das war kein Problem: Ich musste meine Zeugnisse vorlegen und sagen, dass ich in Fushun studieren will. Die Gebühren musste ich erst in China bezahlen.“ Im Frühjahr 2014 reiste Biembe, damals 21 Jahre alt, nach China. Die Studiengebühren konnte er aufbringen, für Flüge nach Hause reichte das Geld nicht: „Ich musste die ganzen vier Jahre in China bleiben.“ 2018 im September schloss er den Bachelor ab. Doch was nun?
„Für den Master will ich nach Deutschland“, sagt er. „Die Universitäten dort haben einen guten Ruf und haben in Afrika ein hohes Ansehen.” Und auch hier gibt es Studiengänge, die auf Englisch abgehalten werden und so für internationale Studierende leichter zugänglich sind – etwa Petroleum Engineering am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik der TU Clausthal, wo 30 Prozent der Studierenden Ausländer_innen sind. „Das würde mich sehr interessieren,” sagt Biembe, der sich auf der Website der TU informiert hat. „Globalisierung wird auf dem Campus nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt”, heißt es dort, in einem Video sind auch Afrikaner_innen zu sehen, die in der Stadt am Harz studieren. Und auch Biembes Vorbildung erlaubt ihm nach Auskunft der DAAD-Zulassungsdatenbank einen „direkten allgemeinen Zugang”. Doch die Voraussetzungen sind ungleich höher, als sie es für sein erstes Studium in China waren. China baut seinen Einfluss in Afrika offensiv aus, nicht zuletzt zur Sicherung des Rohstoffzugriffs. Bindungen, die Studierende wie Biembe in Fushun zu China aufbauen, sind ein Teil dieser Strategie.
Obwohl Expertengremien wie der Sachverständigenrat Migration (siehe News ) auf die Bedeutung guter Bedingungen für internationale Studierende hinweisen, ist der Weg an eine deutsche Hochschule auch für junge Leute mit einer Qualifikation wie Biembe vergleichsweise schwierig. Denn anders als China und andere Schwellenstaaten verlangt Deutschland einen Finanzierungsnachweis von 8.800 Euro von ausländischen Studierenden von außerhalb der EU. Für Biembe ist das unerschwinglich. „Das Studium selbst kostet in Deutschland ja sehr wenig”, sagt er. „Für meine Lebenshaltungskosten könnte ich in Deutschland arbeiten.” Aber die Summe schon vorab in Kamerun beschaffen, das kann er nicht. Jetzt hofft Biembe auf ein Stipendium.