
Teilhabe: „Klares Gefälle” bei geflüchteten Frauen
Wie finden geflüchtete Frauen einen Weg auf den Arbeitsmarkt? Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat untersucht, weshalb sie viel seltener als geflüchtete Männer arbeiten. Einer der Gründe sind – die Männer.
Frauen erreichen Deutschland in der Mehrheit mit ihren Familien, während über die Hälfte der Männer zunächst alleine kommen, schreiben die Autor_innen der Untersuchung „Geflüchtete Frauen und Familien“ des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Frauen und Kinder fliehen im Gegensatz zu Männern in der Regel im Familienverband oder folgen Männern auf sichereren Routen nach. Eine Folge sei ein „klares Gefälle in der sozialen und ökonomischen Teilhabe”. Denn neben der geringeren Berufserfahrung und der erhöhten gesundheitlichen Beeinträchtigung von Frauen nach der Flucht, würden Männer mehrheitlich die Versorgung der Familie übernehmen.
Demnach besuchen 59 Prozent aller geflüchteten Männer, die mit ihrer Partnerin im Haushalt leben, einen Integrationskurs. Unter den Frauen, die mit ihrem Partner im Haushalt leben, sind es hingegen nur 33 Prozent. Entsprechend liegt der Anteil der geflüchteten Frauen, die gar keine Deutschkenntnisse haben, bei 19 Prozent, unter den Männern sind es nur 6 Prozent. Nur 25 Prozent der Frauen versuchen, ihren mitgebrachten Bildungsabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen, gegenüber 37 Prozent der Männer.
Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die wirtschaftliche Integration von Geflüchteten untersucht. „Die Studien zeigen, dass in vielen Bereichen die Integration von Geflüchteten bereits gelungen ist“, sagt Katharina Spieß, die Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW. Doch trotz positiver Trends brauchten bestimmte Gruppen gezielte Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration – etwa Frauen, Eltern junger Kinder oder Menschen mit geringer psychischer Gesundheit. Die Integration von Frauen mit Fluchthintergrund auf dem Arbeitsmarkt ist laut Spieß aber auch deshalb vergleichbar schlechter, weil sie seltener alleine nach Deutschland kommen als Männer.
IAB-Untersuchung: https://bit.ly/2CPtdv6
DIW-Wochenbericht 34/2020: https://bit.ly/31dH2N8