
SVR: Migrantenorganisationen besser fördern
Migrant_innenorganisationen müssten finanziell stärker gefördert und professionalisiert werden, um Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besser in die politische Teilhabe einzubinden. Das fordert der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in einer neuen Untersuchung zu Migrant_innenorganisationen in Deutschland.
Diese seien „gestaltende Kräfte in der pluralen Gesellschaft und sollten entsprechend gefördert und einbezogen werden. Die Basis hierfür bilden die Aktivitäten und Initiativen der Vereine, die so Treiber von Entwicklungen bleiben“, sagt die SVR-Studienleiterin Cornelia Schu. Migrant_innen haben sich der Studie zufolge hierzulande in zwischen 12.400 und 14.300 formalen Organisationen zusammengeschlossen. Diese seien viel häufiger als nicht-migrantische Vereine in Städten und insbesondere in Großstädten angesiedelt. Dem eigenen Selbstverständnis der Organisationen nach ließen diese sich in drei Typen einteilen: „Manche Vereine gestalten Freizeit und Alltag im Sinne einer pluralen Einwanderungsgesellschaft. Andere widmen sich der Pflege der Herkunftskultur, auch um die zweite und dritte Zuwanderungsgeneration mit den Ländern vertraut zu machen, in denen ihre Eltern aufgewachsen sind. Wieder andere kämpfen gegen Ungleichbehandlung und einen fortwährenden oder gar wieder erstarkenden Rassismus in Deutschland.”
Die Organisationen leiden dabei unter einer gegenläufigen Entwicklung: Auf der einen Seite würden über die Gründung von Dachorganisationen zunehmend Interessen gebündelt. So können sich Migrant_innen insgesamt systematischer an gesellschaftspolitischen Diskursen beteiligen und sich Gehör verschaffen. Auf der anderen Seite differenziere sich die Organisationslandschaft mit den verschiedenen Generationen, Herkunftsregionen und Zuzugskontexten von Migrant_innen immer stärker aus. „Das stellt die Dachverbände vor eine große Herausforderung, denn sie müssen nach außen Interessen vertreten, die sich nicht immer miteinander vereinen lassen“, so der SVR.
Um Migrant_innenorganisationen auch jenseits der Integrationspolitik besser einzubinden, sei eine interkulturelle Öffnung von Ressorts und Behörden sinnvoll. Gezielte Schulungen und Beratungsangebote könnten Migrantenorganisationen dabei unterstützen, erfolgreich Förderanträge zu stellen. Die Studie nennt als einen Ansatz dafür die vom Bund geförderten „Houses of Resources“ oder das Programm „Partizipation vor Ort“ in Schleswig-Holstein. Diese unterstützen unbürokratisch und schnell vor allem kleine Vereine und Ehrenamtliche vor Ort, indem sie beispielsweise Räume vermitteln oder Qualifizierungen anbieten. Zugleich sollten sich die Migrant_innenorganisationen um die Anerkennung als Trägerinnen sozialer Dienste bemühen.
https://www.svr-migration.de/publikationen/migrantenorganisationen-in-deutschland/