
Seltener geimpft, häufiger dazu bereit
Sind mehr Menschen mit Einwanderungsgeschichte Impfverweigerer? Diese Behauptung zog sich seit Beginn der Covid-Impfkampagne im Dezember 2020 durch die Diskussion. Jetzt hat das Robert-Koch-Institut eine Studie hierzu veröffentlicht. Das Ergebnis: Personen ohne Migrationsgeschichte haben eine etwas höhere Impfquote als Personen mit Migrationsgeschichte. Die Impfbereitschaft unter den aktuell noch Ungeimpften ist bei Personen mit Migrationsgeschichte indes höher.
Dazu wurden vom RKI über 2.000 Interviews in Deutsch, Arabisch, Türkisch, Russisch, Polnisch und Englisch geführt. Von den Menschen mit Migrationsgeschichte gaben etwa 84 Prozent an, mindestens einmal geimpft zu sein. Die Impfquote für die Bevölkerungsgruppe ohne Migrationsgeschichte beträgt etwa 92 Prozent. Befragte, die ihre Deutschkenntnisse als schlecht einschätzen, hatten eine Impfquote von nur 75 Prozent. Die durchschnittliche Impfbereitschaft der Ungeimpften hingegen sei bei Befragten mit Migrationsgeschichte „signifikant höher“ als in der Gruppe ohne Migrationsgeschichte.
Die genauen Werte gibt die Studie allerdings nicht an. Gleichwohl sei dieses Ergebnis „auch vor dem Hintergrund der niedrigeren Impfquote unter Personen mit Migrationsgeschichte interessant“, so die Forscher_innen. Es sei deshalb anzunehmen, dass noch viele Migrant_innen für eine Impfung zu gewinnen seien, sagt die RKI-Wissenschaftlerin Elisa Wulkotte. Ganz wichtig sei es, nicht pauschal zu unterscheiden in Personen mit oder ohne Migrationshintergrund, sondern auf die beeinflussenden Faktoren zu schauen. Denn eine Erklärung sind sozioökonomische Faktoren: Mit steigendem Einkommen steigt die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine Impfung erhalten zu haben. Personen mit hoher formaler Bildung lassen sich eher impfen als Personen, die zur niedrigen Bildungsgruppe gehören. Hinzukommen migrationsspezifische Faktoren: Geringere Deutschkenntnisse können eine zentrale Barriere im Zugang zu Informationen und Gesundheitsleistungen darstellen. Unter Personen mit Migrationsgeschichte finde sich „signifikant mehr Unsicherheit und Falschwissen als bei Personen ohne Migrationsgeschichte“. Negativ wirkten sich Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen aus. Diese beklagten viele Befragte und gaben dafür als Gründe etwa ihren Namen, Aussehen oder ihre geringeren Deutsch-Fähigkeiten an, so Wulkotte.
RKI Covimo-Impfquotenmonitoring Februar 2022
Entnommen aus Forum Migration März 2022