Putzen, Kochen und Bedienen
Was die Beschäftigten angeht sind Gastronomie- und Reinigungsbranche sich sehr ähnlich: Hier arbeiten überproportional häufig Frauen und Migrant_innen – und bekommen dafür oft deutlich weniger Lohn, als erlaubt. „Die Frage ist, ob wir unter den Arbeitgebern hier schwarze Schafe oder eher eine schwarze Herde haben“, sagt Christoph Schink, Referatsleiter bei der NGG.
In den Reinigungsberufen sind drei von vier Beschäftigten Frauen, in Hotels und Gastronomie sind es zwei von drei. Ähnlich hoch liegt die Migrant_innenquote: Im Reinigungsgewerbe sind es rund 32, in der Gastronomie rund 30 Prozent. Das ist an sich nichts Neues. Denn in beiden Branchen können auch die Geld verdienen, die wenig Deutsch sprechen – und Einheimische arbeiten lieber woanders, wenn sie können, entsprechend geringer ist die Konkurrenz.
Der Arbeitskräftemangel ist dennoch chronisch. Entsprechend hätten „die Arbeitgeber gejubelt, als die Geflüchteten kamen“, sagt der Gewerkschafter Schink – und prompt die Schaffung einer „Leichtlohngruppe“ für Geflüchtete gefordert. „Das haben wir natürlich abgelehnt“, so Schink. Doch in vielen Fällen wird nun der „Leichtlohn“ auf andere Weise umgesetzt: Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zoll deckte im vergangenen Jahr bei der Überprüfung von über 9.000 Betrieben des Gastgewerbes in jedem zehnten Hotel oder Restaurant einen Mindestlohnverstoß auf.
„Die Reinigung der Zimmer haben viele Hotels an externe Firmen outgesourcet“, sagt Schink. Diese würden den Putzkräften Akkordvorgaben machen, die in der vorgesehenen Arbeitszeit nicht zu schaffen seien. „So wird der Mindestlohn faktisch ausgehebelt. Am Ende landen die Beschäftigten bei fünf Euro Stundenlohn“, so Schink. Betroffen sind vor allem migrantische Frauen. Wer bessere Sprachkenntnisse hat, geht häufig woanders hin. Entsprechend gering sei das Rechtsbewusstsein der Beschäftigten – auch, weil die externen Reinigungsfirmen den Beschäftigten untersagen, mit Kolleg_innen der Hotels oder gar dem Betriebsrat auch nur zu sprechen. „Da wird richtig Druck gemacht“, so Schink. Für ihn hilft dagegen nur eine konsequente Aufstockung der Zahl der Zollkontrolleure. „Die Betriebe ändern ihre Praxis nur, wenn sie auffliegen.“
Liste mit Beratungsstellen für migrantische Beschäftigte: https://www.faire-mobilitaet.de/beratungsstellen
aus Forum Migration November 2019