
Polizei: Zu hohe Erwartungen an Migrant_innen
Teile der Polizei seien daran interessiert, die interkulturelle Kompetenz der Institution zu erhöhen. Ein wichtiger Schritt werde darin gesehen, vermehrt Polizist_innen mit sog. Migrationshintergrund einzustellen, etwa Berlin oder Hamburg. Damit sei vielfach die Hoffnung verbunden, dass dies auch eine Gegenmaßnahme zu internem Rassismus und Vorurteilen sei. Zu Unrecht, heißt es in einer neuen Untersuchung des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen zum Thema „Polizei und Migration“.
Denn wenn die Verantwortung, intern gegen rassistische Ansichten argumentieren zu müssen, „den einzelnen jungen Polizeibeamt_innen überlassen und damit individualisiert wird, führe dies nicht zwingend zu Veränderungen“, so die Forscher_innen. „In der Regel agieren die Polizeianwärter_innen diesbezüglich eher zurückhaltend und scheuen entsprechende Diskussionen im Kolleg_innenkreis.“ Es scheine für sie nicht erstrebenswert, sich von ihren Kolleg_innen zu unterscheiden. Vielmehr lernen sie schnell, beispielsweise einen „blöden Spruch“ bezogen auf ihre Herkunft wegzustecken, um nicht als zu „sensibel“ angesehen zu werden, heißt es in der Studie. Insgesamt seien Beamte mit Migrationshintergrund nicht in der Lage, die Polizei „von innen heraus“ zu verändern. Es fehle vielmehr an „formalisierten und niedrigschwelligen Mechanismen innerhalb der Polizei, die balancierend wirken könnten, indem sie individuelle und kollektive Vorurteile thematisieren”, schreiben die Forscher_innen. Zudem sollte die Polizei Beamt_innen aus Familien mit Migrationshintergrund formal besser integrieren. Die Diversität der Beschäftigten werde bislang insbesondere dann genutzt, „wenn Sprach- und Kulturkenntnisse benötigt werden. Diese Kompetenzen werden jedoch nicht honoriert”.
Studie der Uni Duisburg „Polizei und Migration. Jenseits von Rekrutierung und Weiterbildung”: https://bit.ly/3szB4AQ
Entnommen aus Forum Migration Mai 2021