
Nur wenige Firmen rekrutieren Ausländer_innen
2020 trat das lange erwartete Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz in Kraft. Viel geändert hat es bislang nicht: 54 Prozent der Unternehmen rechnen laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung für 2021 mit Fachkräfteengpässen. 2020 lag dieser Wert bei 55 Prozent. Besonders der Gesundheitssektor und das Bauwesen leiden unter dem Fachkräftemangel. Doch selbst Arbeitskräfte aus dem Ausland einzustellen, steht auf der Liste der Strategien laut einer neuen Bertels-mann-Studie erst an siebter Stelle der befragten Unternehmen.
Stattdessen setzen diese in erster Linie darauf, neue Mitarbeiter_innen auszubilden sowie das vorhandene Personal durch Weiterbildung und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf im eigenen Betrieb zu halten. Nur 17 Prozent der rund 2.500 im Herbst 2020 befragten Firmen gaben an, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Dabei werben sie vor allem Personal aus der EU sowie anderen europäischen Ländern an, gefolgt von Asien und dem Mittleren Osten. Sehr wenig Erfahrung gebe es mit Fachkräften aus Afrika. Als größte Hürden bei der Anwerbung aus dem Ausland nennen die Unternehmen sprachliche Verständigungsprobleme sowie die Schwierigkeit, die im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen richtig einzuschätzen. Rechtliche Hürden sowie Corona-bedingte Einreisebeschränkungen sind hingegen nur untergeordnete Faktoren.
Für die geringe Anwerbung von Fachkräften von außerhalb der EU spielt laut der Studie auch eine „mäßige Attraktivität“ Deutschlands eine Rolle. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten biete Deutschland schlechtere berufliche Chancen – Ausländer_innen übten beispielsweise weniger oft eine ihrer Ausbildung entsprechende Tätigkeit aus als Deutsche.
Die Autor_innen der Studie raten dazu, „die im Fachkräfteeinwanderungsgesetz vorgesehenen Besserungen bei bürokratischen Prozessen und der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen konsequent umzusetzen“.
Bertelsmann-Fachkräftemigrationsmonitor: https://bit.ly/3c4KdwG