News + Termine Januar 2020
Auswanderung bringt Deutschen im Schnitt 1.200 Euro mehr Lohn
Im Durchschnitt verdienen Vollzeitbeschäftigte, die aus Deutschland ins Ausland ziehen, nach einem Jahr rund 1.200 Euro monatlich mehr als zuvor – auch kaufkraftbereinigt. In Deutschland sind die Nettolöhne im gleichen Zeitraum nur um durchschnittlich 87 Euro gestiegen. Das ergab das „German Emigration and Remigration Panel“ des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Die meisten der 180.000 Menschen, die im Schnitt jährlich ins Ausland gehen, sind demnach Akademiker_innen (76 Prozent). „Auswanderung ist eine Domäne der Hochqualifizierten“, heißt es in der Studie. Für diese wurden 10.000 in Deutschland geborene Menschen befragt, die zwischen 2017 und 2018 ins Ausland gezogen waren. Die meisten nannten den eigenen Beruf als Grund für den Umzug (58 Prozent), zweithäufigstes Motiv war der „Lebensstil im Zielland” oder der Beruf des Partners oder der Partnerin (37 Prozent). Aktuell leben fünf Prozent der Deutschen im Ausland. Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten landet Deutschland damit auf dem dritten Platz – hinter Polen und Großbritannien.
German Emigration and Remigration Panel Study: https://bit.ly/347z0np
FDP: Flüchtlinge sollen Lehrer_innen werden
Angesichts des Lehrermangels in Deutschland hat die FDP vorgeschlagen, das Potenzial von geflüchteten Pädagog_innen zu nutzen. Die Liberalen fordern demnach eine Bund-Länder-Vereinbarung zur Finanzierung von jeweils einjährigen Hochschulkursen, um geflüchteten Lehrer_innen zu helfen, die notwendigen Voraussetzungen für den Zugang zum deutschen Schuldienst zu erreichen. Die Finanzierung solle über drei Jahre laufen. Bund und Länder sollen sich die Kosten teilen. Es könne von rund 5.000 studierten und praktisch erfahrenen „Lehrkräften mit Fluchtgeschichte“ ausgegangen werden, die seit 2014 nach Deutschland gekommen seien, heißt es laut der DPA in einem Papier der FDP. Der Weg in den deutschen Schuldienst sei für geflüchtete Lehrkräfte sehr schwer. „Bislang sind nur 250 Personen mit Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes als Lehrkräfte an allgemein- oder berufsbildenden Schulen sozialversicherungspflichtig beschäftigt“, heißt es in dem Papier weiter.
Baubranche: IG Bau will EU-Sozialversicherungsregister
Der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, hat die Einführung eines EU-Sozialversicherungsregisters gefordert. Die Bundesregierung müsse hierbei die Initiative innerhalb der EU ergreifen. Mit dem Register könne effektiver gegen Sozialversicherungs-Dumping vorgegangen werden. Für Bauarbeiter, die aus anderen EU-Ländern nach Deutschland kommen, würden Unternehmen häufig keine Sozialabgaben bezahlen. „Die Betriebe gehen dann mit billigeren Löhnen in den Markt – und ergaunern sich damit einen Wettbewerbsvorteil. Ehrliche Unternehmen ziehen so den Kürzeren. Das Einzige, was die schwarzen Schafe bislang stoppen kann, sind Kontrollen auf den Baustellen. Genau davon gibt es allerdings immer noch zu wenig“, sagt Robert Feiger. Die für Arbeitseinsätze im EU-Ausland nötige A1-Bescheinigung müsse „so rasch wie möglich fälschungssicher gemacht und schnell europaweit digital überprüft werden können“. Zwischen den Staaten, in denen Beschäftigte aus anderen Teilen der EU arbeiten, und deren Herkunftsländern muss der Austausch von Sozialversicherungsdaten dann reibungs- und lückenlos funktionieren. Für Staaten, die hier nicht kooperierten, müsse es klare Sanktionen geben. Außerdem müssten die Beschäftigten zuvor mindestens drei Monate im Herkunftsland gearbeitet haben. Dies sei notwendig, um damit gegen Missbrauch durch so genannte „Scheinentsendungen“ vorzugehen, so die IG BAU.
EU-Migrant_innen: Zweite Generation auf dem Arbeitsmarkt erfolgreicher als Einheimische
81 Prozent der Migranten der zweiten Generation mit mindestens einem in der EU geborenen Elternteil sind erwerbstätig – und übertreffen damit die Beschäftigungsquote von Einheimischen. Das ergab eine neue Studie der EU-Stiftung zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen Eurofund. In einigen Ländern sind demnach auch Migrant_innen der ersten Generation eher erwerbstätig als Einheimische, da sie sich „auf der Suche nach Arbeit bewegen”, so die Studie. Die Herkunft aus der EU hilft dabei: Unter den Migrant_innen der zweiten Generation mit einem Nicht-EU-Hintergrund haben nur 74 Prozent eine Arbeit – also rund sieben Prozentpunkte weniger als die EU-Migrant_innen. Gleichzeitig sei es wahrscheinlicher, dass migrantische Arbeiter_innen einen prekären Arbeitsvertrag haben: Das sei bei jeder siebten Migrant_in der ersten Generation der Fall, aber nur bei jeder zehnten Person ohne Migrationshintergrund.
Eurofund-Studie “How your birthplace affects your workplace”: https://bit.ly/2P46ZZs
Seehofer will EU-Asylsystem reformieren
Das Bundesinnenministerium hat Vorschläge für eine Reform des EU-Asylsystems vorgelegt. Es gebe „Migrationsdruck aus allen Himmelsrichtungen”, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Die Reform sieht eine „Vorprüfung“ von Migrant_innen an den EU-Außengrenzen vor, die sowohl einen Sicherheitscheck als auch die Aussicht auf Schutz umfasst. Wer Aussicht auf Schutz hat, soll in einem zuständigen EU-Staat seinen Asylantrag stellen. Fällt das Ergebnis der „Vorprüfung“ negativ aus, soll die EU-Grenzschutzagentur Frontex Unterstützung bei der Rückführung leisten. Auf die Frage, ob die „Vorprüfung“ innerhalb oder außerhalb der EU erfolgen solle, sagte Seehofer: „Die Grenze ist meistens an der Außenseite der EU.“ Ob innerhalb oder außerhalb der EU geprüft werde, sei für ihn jedoch zweitrangig. Gleichzeitig wird darin eine Abkehr vom Dublin-Prinzip gefordert, hin zu einer direkten Verteilung der Asylsuchenden auf die Mitgliedsstaaten nach einem bestimmten Schlüssel („fair-share-System“). Menschenrechtsorganisationen warnen, dass die Vorabprüfungen kaum gerecht und juristisch fundiert stattfinden könnten und es vermutlich nicht ausreichend Rechtsschutz für die Betroffenen geben wird. Zudem sei zu befürchten, dass Personen an den Grenzen inhaftiert werden und dort vermutlich längerfristig verbleiben müssten, da sie weder vor- noch zurückkommen. Insgesamt besteht die deutliche Gefahr, dass auf diese Weise das Recht auf Asyl eingeschränkt wird. „Das ist die de facto-Abschaffung des Rechtsstaats”, heißt es in einer Stellungnahme von Pro Asyl. „Bereits erprobte und gescheiterte Konzepte sollen zu Kernaspekten der Reform werden – mit dramatischen Konsequenzen für schutzsuchende Menschen in Europa.”
Ausführliche Stellungnahme Pro Asyl: https://bit.ly/2RBuL0H
Neue Studie: „Flüchtlinge in der Altenpflegeausbildung”
Elke Strelow, die Leiterin einer Krankenpflegeschule, hat Flüchtlinge, die eine Pflegeausbildung begonnen haben, zu Flüchtlingen in der Altenpflegeausbildung befragt. Das Ergebnis: Ein sicheres soziales Gefüge, verbunden mit einer eigenen Wohnung und einer geregelten Beschäftigung, tragen erheblich zur Integration bei, so Strehlow. Es brauche vorgelagerte Praktika, um das Berufsfeld kennen zu lernen, und eine kontinuierliche Beratung und Begleitung der Azubis. „Um das Sprachniveau zu verbessern, sollte die Teilnahme an Sprachkursen selbstverständlich sein.”
Studie „Flüchtlinge in der Altenpflegeausbildung” (Ä) zum Download: https://bit.ly/2qHn0LK
TERMINE
MENTO-Basisqualifizierung. Kollegiale_r Ansprechpartner_in für Grundbildung und Alphabetisierung werden
Sachsen und Berlin-Brandenburg
27. bis 29. Februar 2020,
Veranstaltungsort: Berlin
Baden-Württemberg und Bayern
19. bis 21. März 2020
Veranstaltungsort: Stuttgart
Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt und Nord: Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern
17. bis 18. April 2020
Veranstaltungsort: Hamburg
MENTO-Modul Nachhaltigkeit. Grundbildung in den Betrieb einbringen und verstetigen
14. bis 15. Februar 2020
Veranstaltungsort: Hamburg
Infos und Anmeldung für alle Veranstaltungen: https://www.dgb-bildungswerk.de/migration/bildungsprogramm
Aus Forum Migration Januar 2020