
News November 2020
Entsenderichtlinie: Neue Info-Videos für Bauarbeiter in verschiedenen Sprachen
Entsandte Beschäftigte auf deutschen Baustellen bekommen selten das, was ihnen zusteht. Die Regelungen sind kompliziert – und die Wirkung der neuen Entsenderichtlinie muss sich erst noch in der Praxis bewähren. Einen ersten Überblick mit den wichtigsten Tipps geben nun Berater_innen von Faire Mobilität in kurzen Videos unseres Projekts Fair Working Conditions. Natürlich auch in vielen Sprachen und mit vielen hilfreichen Links:
Englisch: https://youtu.be/b0bXblI1jvc
Rumänisch: https://youtu.be/4DIp8Tm4GuY
Polnisch: https://youtu.be/h7KhlU6d4d0
Kroatisch: https://youtu.be/9HboIxNE4jQ
Bulgarisch: https://youtu.be/y6hvtgdMTto
Ungarisch: https://youtu.be/fxv0Nc99U5E
https://www.fair-labour-mobility.eu/
Ostdeutschland: Aufnahme von Flüchtlingen hat kaum Einfluss auf Rassismus
Die Aufnahme von Flüchtlingen in ostdeutschen Gemeinden hat in diesen weder das Wahlverhalten noch die Einstellungen zu Migration geändert. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Universitäten Mannheim, Berlin und New York. Die Forscher_innen haben dafür 236 Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Sachsen untersucht. In diesen waren vor 2015 weniger als 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Ausländer_innen. Ausländerfeindliche Einstellungen waren in allen ausgewählten Gemeinden weit verbreitet. Nur in der Hälfte dieser ansonsten vergleichbaren Gemeinden waren ab 2015 Migranten und Migrantinnen untergebracht worden. Dieser Zuzug von Flüchtlingen hätte die Einstellungen fast nicht beeinflusst. „Die weit verbreiteten und seit 2015 noch stärkeren Vorbehalte gegen Migration scheinen sich also weniger auf die Situation vor Ort, als vielmehr auf die Gesellschaft als Ganzes zu beziehen“, sagt Projektleiterin Johanna Gereke. Auch persönliche Erfahrungen mit Geflüchteten scheinen nicht ausschlaggebend zu sein für generelle Einstellungen und das Wahlverhalten.
15 Jahre Integrationskurse – GEW fordert bessere Arbeitsbedingungen
Zum 15. Jahrestag der Einführung der Integrationskurse hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gerechte Arbeitsverhältnisse für die Dozent_innen gefordert. „Die Trägerinnen und Träger müssen in die Lage versetzt und verpflichtet werden, feste tariflich geregelte Arbeitsverhältnisse für ihre Lehrkräfte zu schaffen“, sagte Ansgar Klinger, Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung beim GEW-Hauptvorstand. Die derzeitigen Bedingungen seien skandalös. Nach wie vor würden Honorarverträge unterhalb des Mindestlohnniveaus in der Weiterbildung anstelle einer Festanstellung in der Daueraufgabe Integrationskurs vergeben. Das bedeute kein Urlaubsgeld, keine Absicherung im Krankheitsfall und dass die Beiträge zur Sozialversicherung zu 100 Prozent alleine getragen werden müssten: „Für die Lehrkräfte in den Kursen ist Altersarmut heute schon programmiert“, so Klinger. Jetzt sei die Zeit, eine der Qualifikation und Verantwortung der Lehrkräfte entsprechende tariflich gesicherte Beschäftigung herzustellen, die GEW sei zu entsprechenden Verhandlungen gesprächs- und vorschlagsbereit. Seit dem Zuwanderungsgesetz aus dem Jahr 2005 gibt es die Integrationskurse in der heutigen Form. Seither haben 2,4 Millionen Lernende an diesen teilgenommen. Neben den allgemeinen Integrationskursen werden auch Spezialkurse, etwa für Alphabetisierung für Frauen und Jugendliche angeboten.
Webseite und Social Media Kanäle des Projekts KompAKT jetzt online
Die IQ Consult qualifiziert im Rahmen des Modellprojekts KompAKT Ausbilder_innen und betrieblichen Multiplikator_innen. Ziel ist die Förderung betrieblicher Vielfalt. Informationen gibt es jetzt auf einer neuen Webseite des Projekts.
http://www.iq-consult.de/node/196
#EU4FairWork campaign
Nicht angemeldete Erwerbstätigkeit birgt für Beschäftigte ein hohes Risiko. Bei Krankheit erhalten sie ihren Lohn nicht weiter und wenn Probleme auftreten, werden sie einfach entlassen. Nicht immer ist ihnen klar, worauf sie sich einlassen. Die Kampagne #EU4FairWork lenkt vor allem in Sozialen Medien Aufmerksamkeit auf das Thema und soll nicht angemeldete Arbeitnehmer_innen über ihre Risiken aufklären. Es gibt eine umfassende Social Media Materialsammlung in vielen Sprachen. Mit dabei ist beispielsweise ein bulgarischer LKW-Fahrer, der in Deutschland lebt und für eine internationale Spedition fährt. Er wurde vom DGB Projekt Faire Mobilität und dem Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen dabei unterstützt, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Er erzählt, warum es wichtig ist, seine Arbeit anzumelden und welchen Vorteil er davon hat. Daneben gibt es weitere interaktive Tools wie ein Spiel, Podcasts und Infografiken zur Weiterverbreitung in Sozialen Medien.
Nationaler Integrationspreis für geflüchtete Syrerin
Die aus Syrien geflüchtete Bjeen Alhassan ist mit dem Nationalen Integrationspreis 2020 ausgezeichnet worden. Die 28-jährige Syrerin wurde für das Projekt „Lernen mit Bijiin“ geehrt. Dabei handelt es sich um eine im März eingerichtete Facebook-Gruppe mit mittlerweile rund 300 Mitglieder_innen. Alhassan berate die Teilnehmerinnen auf Arabisch, Kurdisch, Englisch und Deutsch und gebe Tipps zum Einleben in Deutschland, teilte das Kanzleramt mit. „Ich möchte durch diese Gruppe den Frauen helfen, Hoffnung geben, Mut geben“, sagte Alhassan. Als sie vor sechs Jahren in Deutschland war, sei sie an einem sehr ähnlichen Punkt gewesen und habe sich vieles selbst aneignen müssen. Mittlerweile hat sie in Deutschland ein Studium absolviert.
Drakonische Asyl-Pläne in Großbritannien
Die britische Regierung denkt darüber nach, ausgemusterte Fähren als Aufenthaltszentren für Asylsuchende zu nutzen. Über die Pläne hatte unter anderem die Zeitung Times berichtet. Migrant_innen könnten in diesen Zentren untergebracht werden, bis ihr Asylstatus geklärt sei. Das Innenministerium wollte die Pläne zunächst nicht kommentieren. Die Regierung will Migrant_innen davon abhalten, nach Großbritannien zu kommen und diskutiert dabei auch über abschreckende Maßnahmen. In den vergangenen Monaten hatten sich tausende von Migrant_innen von Frankreich aus auf die gefährliche Reise über den Ärmelkanal gemacht, oft in kleinen Schlauchbooten. London hatte bereits mehrfach angekündigt, dagegen vorgehen zu wollen. Zwischenzeitlich sprach Innenministerin Priti Patel darüber, Kriegsschiffe einzusetzen, auch über stillgelegte Ölplattformen oder Inseln im Südatlantik wurde nachgedacht, diese Vorschläge sollen aber bereits wieder verworfen worden sein. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge halten jedoch immerhin 40 Prozent der Briten die Unterbringung von Asylsuchenden auf der tausende Kilometer entfernten Atlantik-Insel Ascension Island für eine gute Idee. Der Labour-Abgeordnete Nick Thomas-Symonds kritisierte auf Twitter die „unmenschliche Kultur“, die das Innenministerium geschaffen habe.
„Multireligiosität“ – Ex-Bundespräsident Wulff appelliert, 10 Jahre nach „Islam gehört zu Deutschland“
Altbundespräsident Christian Wulff hat das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen eine „vorrangige Aufgabe des 21. Jahrhunderts“ genannt. „Deutschland muss Vorbild sein, wenn es um Multireligiosität geht“, sagte Wulff zum Tag der Deutschen Einheit in der Dresdner Frauenkirche laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes. Mit dem Satz „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ in seiner Rede am 3. Oktober 2010 in Bremen hatte Wulff damals eine hitzige Debatte über Integration und Identität in Deutschland ausgelöst. In Dresden zog er zehn Jahre später Bilanz: „Wir müssen hier helfen, dass die Muslime selbstständig werden und nicht abhängig sind“, sagte Wulff. „Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem sie sich wohlfühlen.“ Das Wichtigste dabei sei, das Wort für Toleranz und Religionsfreiheit zu ergreifen.