
Neue Ziele: Globale Wanderungsbewegungen
Rund 750 Millionen Menschen auf der Welt können sich vorstellen, in ein anderes Land zu ziehen. Das geht aus Befragungen des Meinungsforschungsinstituts Gallup hervor, die das Berlin-Institut für Bevölkerung (BIBE) und Entwicklung ausgewertet hat. Doch bei Weitem nicht alle werden nach Europa kommen: Im globalen Wettbewerb um Fachkräfte spielen längst auch Staaten wie China eine Rolle, heißt es in der BIBE-Studie „Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration“. Der Trend zur Überalterung mache sich auch in Gesellschaften wie der chinesischen bemerkbar, so Institutsleiter Reiner Klingholz.
Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich waren der Studie zufolge für 42, 36 respektive 34 Millionen Menschen attraktive Ziele. Das BIBE betont, dass diese Zahlen Wünsche, aber keine Wirklichkeit widerspiegeln: Letztlich sei es weniger als ein halbes Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung – das sind gut 23 Millionen Menschen –, die konkrete Schritte für eine Auswanderung unternehmen, sich etwa Geld oder Visa für die Migration beschaffen. „Entgegen landläufiger Meinung wird Europa nicht von den Armen der Welt überrannt”, so die BIBE-Forscher_innen. Die meisten Menschen in den wenig entwickelten Ländern verfügen nicht über die nötigen Mittel für die Migration. Wanderungen über größere Distanzen werden erst wahrscheinlich, wenn das jährliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf etwa 2.000 US-Dollar steigt. Bei 7.000 bis 13.000 Dollar erreichen sie ihren Höhepunkt. „Das bedeutet aber auch, dass sich Migration durch Entwicklung nicht bremsen lässt. Im Gegenteil fördert sie die Wanderungsbereitschaft”, heißt es in der Studie. Wie viele Menschen sich – ungefragt oder angeworben – auf den Weg nach Europa machen, hänge ganz wesentlich auch vom Bedarf in anderen Weltregionen ab. Ähnlich wie Europa seien auch Staaten Nordamerikas, Ostasiens oder der ehemaligen Sowjetunion heute in einer demografischen Situation, in der sie Zuwanderer benötigen. Um Migrant_innen, insbesondere um solche, die attraktive Qualifikationen mitbringen, wie IT-Spezialisten oder Pflegekräfte, ist längst ein internationaler Wettbewerb ausgebrochen. Mit Sicherheit sei „Europa nicht das einzige Wunschziel der Migrationswilligen dieser Welt”, so die Studie.
Bibe-Studie: https://bit.ly/2GsiXaA
Siehe auch das Zahlenwerk
aus Forum Migration August 2019