
Neue Studie: Geflüchtete als Gründer
Viele der Menschen, die im Zuge der Fluchtmigration ab 2013 nach Deutschland kamen, waren in ihren Heimatländern selbstständig. Teils fehlen ihnen aber die Voraussetzungen für eine schnelle Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Eine neue Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hat untersucht, unter welchen Bedingungen für Geflüchtete eine Unternehmensgründung infrage kommt.
Entscheidend sei die Aufenthaltszeit in Deutschland, sagt der Studienautor René Leicht von der Uni Mannheim. Neben guten Deutschsprachkenntnissen sowie Berufs-, Arbeits- und Branchenerfahrung brauche es soziale Beziehungen und Netzwerke, genauso wie auch Wissen im Umgang mit Institutionen. „Viele Geflüchtete berichten über aufenthaltsrechtliche und bürokratische Hemmnisse oder über Schwierigkeiten ihr Vorhaben mit ausreichend Krediten abzusichern”, sagt Leicht. Hinzu komme, dass in Deutschland viele Berufe nur dann in die Selbstständigkeit führen, wenn spezifische Qualifikationen nachgewiesen und anerkannt werden. Die Befragung belege aber, dass viele Geflüchtete „großes Interesse an einer Selbstständigkeit oder Geschäftsgründung haben”, so Leicht. Betrachte man die Zahl der „überlebenden“ Selbstständigen in den verschiedenen Zuwanderungskohorten, dann deute vieles darauf hin, dass Geflüchtete in ähnlicher Weise erfolgreich sind, wie Menschen mit anderen Zuwanderungsmotiven.
2019 waren unter allen erwerbstätigen Zugewanderten rund 700.000 (9 Prozent) beruflich selbstständig. Diese Quote liegt nur knapp unterhalb der von Herkunftsdeutschen (10 Prozent). Etwa ein Zehntel (68.000) der Selbstständigen ist einst als Geflüchtete zugezogen, darunter jedoch nur etwa 5.000 nach 2013.
FES-Studie „Das Gründungspotenzial von Geflüchteten“
Entnommen aus Forum Migration Januar 2022