
Migrant_innen starben häufiger
Die Covid-Pandemie hat in Deutschland und in der Schweiz sozial benachteiligte und Menschen mit Migrationsgeschichte schwerer betroffen. In diesen Gruppen stieg die Sterblichkeit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung signifikant stärker an. Das ergab eine Untersuchung der Universitäten Freiburg, Frankfurt und Berlin für den Mediendienst Integration. Ursache seien vergleichsweise schlechtere Wohn- und Arbeitsverhältnisse, eingeschränkter Zugang zu gesunder Ernährung, Bewegung und Erholung.
Die Forscher_innen werteten dazu offizielle Daten zur Sterblichkeit von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit für Deutschland und die Schweiz in der ersten, zweiten und dritten COVID-19-Welle aus. Demnach gab es in der Gruppe der ausländischen Staatsangehörigen anteilig mehr Todesfälle als bei den deutschen oder schweizer Staatsangehörigen. Unter den 45- bis 64-jährigen Ausländer_innen stieg die Zahl der Todesfälle von 2019 auf 2020 in Deutschland um 9 Prozent an. Unter Menschen mit deutschem Pass waren es nur 1,1 Prozent. Bei den 75- bis 84-Jährigen lag der Anstieg unter Ausländer_innen bei 12,6 Prozent – gegenüber 2,1 Prozent bei Deutschen.
Im Jahr 2021 seien allein zwischen Januar und August über 4.500 ausländische Staatsangehörige mehr gestorben als im gleichen Zeitraum 2019, dem Jahr vor der Pandemie, so die Autor_innen. Das sei umso überraschender, als dass ausländische Staatsangehörige im Durchschnitt jünger seien als Einheimische. COVID-19 führe bekanntermaßen vor allem zu höheren Todesraten bei älteren Personen. Wenn viele ältere Menschen sterben, sei also zu erwarten gewesen, dass der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an allen Todesfällen sinkt, so die Forscher_innen. Doch das Gegenteil sei der Fall. Die Autor_innen erklären ihren Befund auch mit rassistischer Diskriminierung, die sich verstärkend auf Krankheitsrisiken auswirke. Migrant_innen würden zudem häufiger im Handel und im produzierenden oder verarbeitenden Gewerbe arbeiten oder personenbezogene Dienstleistungen erbringen. Auch seien sie häufiger in personalintensiven Bereichen wie Schlachtbetrieben und Großküchen beschäftigt und dadurch einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Politik habe die schon früh erhöhten Infektions- und Sterbezahlen von Eingewanderten nicht beachtet.
Studie: „Rassismus in der Pandemie”
Entnommen aus Forum Migration Februar 2022