
Lohn nicht gezahlt: Arbeiter besetzen Kran
Über 20 Bauarbeiter hatten ihren Lohn für zwei Monate Arbeit auf einer Baustelle in Regensburg nicht erhalten. Dann besetzten drei von ihnen zwei Kräne – und blieben dort, in 55 Meter Höhe, fast 24 Stunden. Um auf sich aufmerksam zu machen schlugen sie mit Eisenstangen auf die Verstrebungen der Kräne. Erst dann überwies der Bauherr eine fünfstellige Summe. Doch auf den Rest warten die Arbeiter noch immer. Ein undurchsichtiges Geflecht von Baufirmen erschwert ihren Kampf.
Die Männer stammen zum Teil aus Italien, zum Teil handelt es sich um Ägypter und Tunesier, die in Italien als Migranten leben. Sie hatten in Regensburg am „KönigsTOR“ gebaut, einem neuen Quartierszentrum mit über 30.000 Quadratmetern Geschossfläche. Errichtet wird es von einer Regensburger Firma. Doch die Lage ist kompliziert, wie so oft im Bausektor. Der Bauherr hat die Arbeiten einem deutschen Generalunternehmer übertragen. Der hat ein Subunternehmen in Südtirol mit dem Bau beauftragt. Das Südtiroler Unternehmen ist in Regensburg nicht präsent und kaum greifbar – und hat wiederum einen Subunternehmer aus Bergamo angeheuert. Bei diesem waren die Arbeiter beschäftigt. Eine „äußerst intransparente Konstruktion, es wird verschleiert, wer zuständig ist”, sagt Marie Bauer vom DGB Projekt „Support Faire Mobilität” in Nürnberg, die die Protestierenden unterstützt.
Während der Besetzung gab es Verhandlungen, sagt Bauer. Die Polizei habe die Streikenden „gut unterstützt und einen Dolmetscher gebracht“. Der sei vor allem deshalb nötig gewesen, um zu klären, wer überhaupt der Adressat der Forderung sei – ein typisches Problem der verworrenen Firmengeflechte bei Bauprojekten. „Die Arbeiter wussten gar nicht, wen sie ansprechen sollten.” Während der Besetzung wurde auf der restlichen Baustelle weitergearbeitet. Am 2. Tag der Kranbesetzung erklärte sich der Bauherr bereit, einen Teil der Summe zu zahlen. Er verwies gegenüber regionalen Medien aber darauf, dass es der Subunternehmer war, der den Lohn nicht weitergegeben habe. Doch man habe die Arbeiter bei den hohen Temperaturen nicht länger auf dem Kran bleiben lassen können. Die Arbeitsbedingungen und Unterlagen aller Arbeiter auf der Großbaustelle waren nach einer Prüfung des Zolls in Ordnung gewesen, berichtete das Portal Oberpfalz aktuell.
Rund 100.000 Euro hatten die Arbeiter nachgefordert. Etwa die Hälfte der Zahlung steht weiterhin aus – denn nachdem sie vom Kran heruntergeklettert waren, floss kein Geld mehr. Bauer arbeitet nun daran, die Restsumme beim Generalunternehmer geltend zu machen. „Denn der haftet für den Nettolohn”, sagt Bauer. Die Generalunternehmerhaftung sei schließlich eingeführt worden, um die Subunternehmergeflechte aushebeln zu können.
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