
Katar: DGB will Rote Karte
Vom 20. November bis 18. Dezember 2022 findet die Fußball-WM der Männer in Katar statt. Fußball könne Völker verbinden, in Katar seien mit ihm aber eklatante Verstöße gegen fundamentale Menschenrechte verbunden, so der DGB. Dafür habe „die FIFA die Rote Karte mehr als verdient, dafür braucht es noch nicht einmal den Videobeweis”, heißt es in einer Stellungnahme. Andere Stimmen verweisen auf Reformen bei den Rechten der rund 1,71 Millionen Arbeitsmigrant_innen in Katar.
Schon seit der Vergabe der WM 2010 stehe Katar wegen vielfach belegter, massiver Menschenrechtsverletzungen in der Kritik von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen, so der DGB. Das Land habe zur Vorbereitung der WM hunderttausende ausländische Arbeitskräfte geholt. „Viel zu viele“ von ihnen seien bei ihrer Arbeit gestorben.
Der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC lobte derweil die Reformen des Landes bei den Arbeitsgesetzen. Diese „legen den Grundstein für eine Weltmeisterschaft mit Arbeitnehmendenrechten“, so ITUC in einer Stellungnahme kurz vor Beginn des Turniers. „Die Gesetze in Katar haben sich geändert; die Arbeitnehmenden sind nicht mehr durch das Kafala-System versklavt“, sagte ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow. Es gebe „weiterhin Fortschritte bei der Umsetzung“.
Im Vorfeld der WM hatten die Gewerkschaften eine Reihe von Verbesserungen zur Unterstützung der bestehenden Arbeitsgesetze ausgehandelt und eine Agenda für den Dialog im Jahr 2023 vereinbart, so Burrow. Unter anderem sei Katar das erste Land der Golfstaaten, das einen nicht diskriminierenden Mindestlohn für alle Arbeitnehmenden eingeführt hat. Es gebe paritätische betriebliche Ausschüsse, in denen die Arbeitnehmenden, ihre eigenen Vertreter wählen, um mit der Unternehmensleitung zu verhandeln. 2014 hatten zwölf Gewerkschafter_innen bei der ILO Beschwerde gegen Katar wegen „eklatanter Nichtbeachtung“ der Arbeitsrechte eingelegt. Zwangsarbeit sei „systematisch und weit verbreitet“, hieß es darin.
„Wir erkennen an, dass Katar sich in den letzten Jahren bewegt hat und dass es erste Fortschritte und Verbesserungen der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitsmigrant_innen in Katar gibt”, so der DGB. Diese Reformen zeigten, dass sich der langjährige Kampf für bessere Arbeitsbedingungen lohnt. Allerdings seien die erhofften Ziele „bislang nur lückenhaft umgesetzt, teilweise sogar wieder zurückgedreht“, so der DGB.
Stellungnahme DGB
Stellungnahme ITUC
Reports ILO
Entnommen aus Forum Migration Dezember 2022