
Jede_r vierte war in Flüchtlingshilfe aktiv
Ende 2017 stellte das Allensbach-Institut fest, dass 11 Prozent der über 16-Jährigen in Deutschland sich aktiv in der Flüchtlingshilfe engagieren. Das war ein enorm hoher Wert, rund zwei Jahre nach der Ankunft der meisten heute in Deutschland lebenden Flüchtlinge 2015. Damals war die Begeisterung für die „Willkommenskultur“ so weit gegangen, dass ein ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter später beantragte, die UN-Kulturorganisation Unesco möge die deutsche „Willkommenskultur“ in ihre Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufnehmen. Wie sieht es heute aus?
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat dazu zwei Teilstudien in Auftrag gegeben, die der Frage nachgehen sollten, was Menschen dazu bewegt, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Anfang September stellte das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD erste Ergebnisse der repräsentativen Befragung von rund 2.100 Menschen vor. Rund ein Viertel der Befragten gab demnach an, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren oder engagiert zu haben. Eine leichte Mehrheit (53 Prozent) waren weiblich. Dabei waren vor allem Frauen über 70 Jahre in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie leisten konkrete Hilfe, unterrichten Deutsch oder begleiten bei Behördengängen. Die Studie zeigt weiterhin, dass die Engagierten ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau haben: 53 Prozent hatten Abitur oder studiert. Ihre eigene wirtschaftliche Lage schätzen die Engagierten überwiegend positiv ein – ganze 77 Prozent bewerteten diese als „gut“ oder „sehr gut“.
Weiterhin untersuchten die Forscher_innen, ob die Stimmung in Sachen Flüchtlingsaufnahme seit 2015 tatsächlich gekippt ist und was das für die Solidaritätsarbeit bedeutet. In sieben „Wellen“; zwischen 2015 und 2019 wurden von ihnen auch dazu mehrere tausend Menschen befragt. Dabei kam unter anderem heraus, dass der Anteil derer, die glauben, dass Deutschland die Herausforderungen durch die Aufnahme der Flüchtlinge bewältigen kann stabil bei einem Drittel geblieben ist (2015: 33%, 2019: 34%). Der Anteil der Unentschiedenen schrumpfte im selben Zeitraum von 27 auf 19 Prozent, entsprechend wuchs der Anteil der Skeptiker von 39 auf 47 Prozent.
Ergebnisse der EKD-Studie: https://bit.ly/2FFy03d