
Integration: Nur Mittelmaß
„Halbwegs befriedigend” – ein besseres Urteil hatten die Autor_innen des fünften internationalen Integrationsindex MIPEX (Migrant Integration Policy Index) nicht für Deutschland. Es erreicht 58 von maximal 100 möglichen Punkten, nur einen einzigen Punkt mehr als 2014, nicht genug für die Top 10 der EU. Der deutsche Ansatz zur Integration bietet keine langfristige Sicherheit für Nicht-EU-Migrant_innen, und sein Antidiskriminierungsschutz ist „einer der schwächsten“, so die Autor_innen.
„Deutschland stagniert in seinen Bemühungen“, sagte Thomas Huddelston, Leiter der Forschungsabteilung von der Migration Policy Group der taz. Den Autor_innen stieß vor allem auf, dass Deutschland der Gruppe von Ländern zuzurechnen sei, die eine „vorübergehende Integration“ unterstützten, etwa auf dem Arbeitsmarkt. Die Rechte von Nicht-EU-Ausländer_innen seien zwar bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse gestärkt worden. Doch vielen Migrant_innen werde eine sichere Aufenthaltsperspektive verwehrt. Bei Familiennachzug seien die Regeln streng, ebenso beim permanenten Aufenthaltstitel. Damit landet Deutschland in einer Gruppe mit Ländern wie Frankreich, den Niederlanden oder Großbritannien. An der Spitze liegen Schweden (86 Punkte), Finnland (85) und Portugal (81).
Etwas optimistischer ist das neue Integrationsbarometer des Sachverständigenrates Migration: Demnach bewerten Menschen mit wie ohne Migrationshintergrund das Zusammenleben in Vielfalt positiv. Gegenüber der letzten Befragung in den Jahren 2017/18 habe sich die Einschätzung der Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte sogar etwas verbessert. Der Lockdown im März ließ allgemein das Vertrauen in die Politik sowie in Schule und Polizei wachsen. Insgesamt sei das Integrationsklima positiv. „Und zwar in allen vier Teilbereichen Nachbarschaft, Arbeitsmarkt, soziale Beziehungen und Bildung“, so die SVR-Vorsitzende Petra Bendel.
Ausschlaggebend für die verbesserten Werte sei, dass die befragten Männer das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft positiver bewerten als bei der letzten Erhebung während die Werte der Frauen sich kaum veränderten. Für das SVR-Integrationsbarometer 2020 wurden in der Zeit von November 2019 bis August 2020 insgesamt 15.095 Personen bundesweit telefonisch befragt.
MIPEX 2020: https://www.mipex.eu/germany
SVR-Integrationsbarometer: https://bit.ly/3oaufDB