
Immer noch kein Abstand im Asylheim
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat schon vor Monaten Empfehlungen zum Corona-Schutz in Flüchtlingsunterkünften ausgesprochen. Umgesetzt wurden sie bislang nicht.
In einem Schreiben des Instituts von Ende April heißt es laut einem Bericht der taz, das Übertragungsrisiko sei in Asyl-Gemeinschaftsunterkünften „besonders hoch, da hier viele Menschen auf engem Raum zusammenleben und Wohn-, Ess- und Sanitärräume gemeinsam nutzen“. Das RKI sprach sich dagegen aus, ganze Unterkünfte unter Quarantäne zu stellen, und forderte, die Belegung in den Einrichtungen zu verringern. Schon bevor eine Infektion auftrete, müssten Bewohner_innen „so untergebracht sein, dass eine physische Distanzierung (mind. 1,5 m Abstand) und Kontaktreduzierung auch innerhalb des Gebäudes möglich ist“. Außer bei Familien und Paaren solle „idealerweise eine Einzelzimmerunterbringung angestrebt werden“. Statt Massennutzung sollten kleine Wohneinheiten von maximal zehn Personen Zugang zu einem eigenen Sanitär- und gegebenenfalls Küchenbereich haben. Außerdem müsse es ausreichend Seife, Desinfektionsspender, Mund-Nasen-Bedeckungen sowie Informationen geben.
Bis Mitte Juni hat die Bundesregierung keine praktischen Konsequenzen aus den Empfehlungen des RKI gezogen. Das sagte das Bundesinnenministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke. Die Beratungen mit den Gesundheitsbehörden und Innenministerien der Länder dauerten demnach an. In der Zwischenzeit gab es Dutzende neue Infektionsfälle in Heimen. Jelpke forderte ein schnelles Umsteuern. „Dezentrale Unterbringung statt Massenlager ist das Gebot der Stunde. Es darf keinen Gesundheitsschutz zweiter Klasse für Geflüchtete geben.“