
Hürdenreicher Weg an die Tafel
Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels wird tausenden zugewanderten Lehrer_innen der Weg an die Schulen verbaut. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der GEW.
Nur elf Prozent aller Lehrkräfte in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Das ist weniger als die Hälfte des Anteils an der erwerbstätigen Bevölkerung insgesamt (24,4 Prozent), so die GEW-Studie „Verschenkte Chancen?!“ zur Anerkennungs- und Beschäftigungspraxis migrierter Lehrkräfte in Deutschland. Bislang gelinge jährlich nur etwa 500 Lehrer_innen mit ausländischen Abschlüssen – entweder unmittelbar oder über eine erfolgreich absolvierte Ausgleichsmaßnahme – die volle Anerkennung für das Lehramt. Das sind lediglich 20 Prozent derjenigen, die einen Antrag auf Anerkennung stellen. Die Hürden bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen und bei den Ausgleichsverfahren, die stattfinden, wenn ein Abschluss nicht direkt anerkannt wird, seien deutlich zu hoch, so die GEW. Sie schätzt, dass sich die Erfolgsquote bei der Anerkennung von 20 auf 50 Prozent steigern ließe.
„Jahr für Jahr könnten bundesweit nach unseren Schätzungen bis zu 1.375 migrierte Lehrkräfte eine volle Lehramtsbefähigung erhalten. Das Potenzial zur Unterrichtsversorgung ist noch größer”, sagt die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels werde tausenden zugewanderten Lehrer_innen der Weg an die Schulen verbaut. „Die Länder sollten diese Ressourcen nicht länger verschleudern.”
Ein häufiges Problem sei, dass Lehrkräfte in Deutschland – anders als in den meisten anderen Ländern – zwei Fächer studieren und unterrichten müssten. Für die volle Anerkennung müssen viele ausländische Lehrkräfte ein weiteres Fach erlernen. Finnern fordert, dies berufsbegleitend tun zu können. Zielgruppengerechte Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote müssten ausgebaut werden.
- GEW-Studie „Verschenkte Chancen”
- Kommentar der GEW-Vorsitzenden Maike Finnern in Forum Migration 08/21
- „Lernende stärken, Chancengleichheit an Schulen fördern“: Neue Studie des Sachverständigenrats zu herkunftsbedingten Leistungsunterschieden in Schulklassen
Entnommen aus Forum Migration Oktober 2021