Großbritannien: Flüchtlinge sollen nach Ruanda ausgelagert werden
Großbritannien will Flüchtlinge und Migrant_innen künftig nach Ruanda bringen. Die Regierung in London unterzeichnete ein entsprechendes Abkommen mit dem ostafrikanischen Land. Ruanda soll den Abgeschobenen legale Aufenthaltsmöglichkeiten anbieten, so Premier Boris Johnson. Er verkündete zudem, dass künftig statt des Grenzschutzes die Marine die Aufgabe übernimmt, Flüchtlingsboote im Ärmelkanal abzufangen. 2021 hatte die Zahl der Migrant_innen, die in Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen, den Rekordstand von 28.000 erreicht. Ruanda habe die Kapazitäten, „zehntausende Menschen in den kommenden Jahren“ aufzunehmen und sei „eines der sichersten Länder der Welt“, so Johnson. Zum Vergleich: Großbritannien verfügt bei 67 Millionen Einwohner_innen über eine Wirtschaftsleistung von rund 2,7 Billionen US-Dollar im Jahr, Ruanda erwirtschaftet mit 13 Millionen Einwohner_innen gerade 10 Milliarden US-Dollar im Jahr. Nach Angaben des ruandischen Außenministers Vincent Biruta soll Großbritannien bis zu 120 Millionen Pfund (144 Millionen Euro) für die Flüchtlingsaufnahme zahlen. „Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, verdienen Mitgefühl und Empathie“, sagte Gillian Triggs vom UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Sie sollten „nicht wie Ware gehandelt“ werden. Nadia Hardman von Human Rights Watch sprach von einem „feigen, barbarischen und inhumanen“ Umgang mit Menschen, die vor Verfolgung und Krieg flüchteten. Die Regierung Dänemarks hat im vergangenen Jahr Verhandlungen über ähnliche Programme mit anderen afrikanischen Staaten aufgenommen.