Geflüchtete finden schneller Jobs
Die ab 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge finden schneller Arbeit als Experten erwartet hatten. Nach einer neuen Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sollen im Herbst 2019 etwa 40 Prozent der Flüchtlinge in erwerbsfähigem Alter einer Beschäftigung nachgehen. Darüber berichtet zuerst das RedaktionsNetzwerk Deutschland. Dieser Wert war bei früheren Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland erst etwa ein Jahr später erreicht worden.
Nach Angaben des IAB-Forschers Herbert Brücker sind derzeit ungefähr 36 Prozent der Flüchtlinge zwischen 15 und 64 Jahren in Arbeit, das sind etwa 380.000 bis 400.000 Beschäftigte. Brücker sagte, er sei mit der Integration der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt insgesamt „recht zufrieden“. Die Startvoraussetzungen nach dem Eintreffen besonders vieler Flüchtlinge im Jahr 2015 seien „besonders schwierig“ gewesen. Das von vielen Neuankömmlingen gesprochene Arabisch sei von der deutschen Sprache „viel weiter weg“ als etwa die Sprachen der Balkanregion, aus der in den 90er-Jahren viele Menschen nach Deutschland gekommen waren. Allerdings verdienen die Vollzeit-Beschäftigten aus den wichtigsten Asylherkunftsländern im Schnitt etwa 43 Prozent weniger als der Durchschnitt aller abhängig Beschäftigten in Vollzeit. Fast die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Geflüchteten arbeitet als Helfer_in – in der Gesamtbevölkerung sind es nur 15 Prozent. Vier von fünf hoch qualifizierten Geflüchteten arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau. DGB Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte, Migranten und Geflüchtete seien auf dem Arbeitsmarkt hohen Risiken ausgesetzt. „Geringe Bezahlung, eine Beschäftigung unterhalb ihrer Qualifikation, immer wieder drohende Arbeitslosigkeit, Ausbeutung und Diskriminierung sind für sie Alltag.“ Selbst um ihre niedrigen Löhne würden sie „teilweise noch betrogen“. Das habe Erwerbs- und Altersarmut und mangelnde soziale Teilhabe zur Folge. „Viele müssen auch aufstocken, um über die Runden zu kommen – das wirkt sich negativ auf die Integration und den sozialen Zusammenhalt aus“, so Buntenbach.
Aktuelles DGB Papier zu Geflüchteten: https://bit.ly/2ZqfmEK
Aktualisierte DGB Info-Broschüre „Wissen ist Schutz ...“: https://bit.ly/2NmWosl
Freitag-Blogbeitrag „Keine Konkurrenz durch Flüchtlinge“: https://bit.ly/2MylogG