
Gedenken an Opfer der Morde von Hanau
Am 19. Februar ermordete der 43-jährige Tobias Rathjen in Hanau acht Männer und eine Frau mit Migrationshintergrund sowie seine eigene Mutter. Es war der schwerste rassistische Anschlag in Deutschland seit Jahrzehnten. Zwei Opfer hatten die türkische, jeweils eines die bosnische, die bulgarische und die rumänische Staatsangehörigkeit. Drei der Ermordeten waren Roma: eine deutsche Romni mit polnischen Wurzeln, ein bulgarischer und ein rumänischer Rom. Mindestens zwei der Opfer gehörten zur kurdischen Gemeinschaft. Ferner gab es nach Angaben des LKA Hessen fünf Verletzte, davon jeweils zwei Menschen mit deutscher und mit türkischer Staatsangehörigkeit, sowie einer mit deutsch-afghanischer Zugehörigkeit. Die Tat entsetzte auch viele Menschen in gewerkschaftlichen Kreisen, die versuchten, ihre Solidarität zu zeigen.
IG Metall und der Arbeitgeberverband Nordmetall riefen gemeinsam zum Gedenken an die Opfer auf. „Die rassistisch motivierten Morde in Hanau erfüllen uns alle mit Trauer, Abscheu und Entsetzen. Wir trauern um die Opfer, unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden“, hieß es im Aufruf. Auch der DGB in Hessen und Thüringen sowie die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände riefen auf. Vor allem die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie legten am 4. März um 12 Uhr eine „Mahnminute“ in ihrer Arbeit ein. Unter anderem standen im Opel-Werk in Rüsselsheim nahe Hanaus die Bänder still. Im stillen Gedenken wollten die Metaller ein „kraftvolles Zeichen“ unter anderem gegen Rassismus und rechtsextreme Gewalt setzen. In Wolfsburg rief ein breites Bündnis aus Kirchen und IG Metall zur Mahnwache vor dem Rathaus. Der DGB in Niedersachsen appellierte an die Landesregierung, den 8. Mai 2020 zum einmaligen, gesetzlichen Feiertag zu erklären und mit einem feierlichen Staatsakt zu würdigen. Ein vom DGB Landeschef Mehrdad Payandeh sowie den Vorsitzenden der acht niedersächsischen DGB Gewerkschaften unterzeichneter Aufruf lädt unter anderem Verbände, Kirchen und Arbeitgeber ein, sich der Forderung anzuschließen. „Spätestens nach den Anschlägen von Hanau und Halle ist ein deutliches Signal gegen Rechtsextremismus und Rassismus dringender denn je“, sagte Payandeh. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte vor einer Überforderung der Sicherheitskräfte. GdP-Vize Jörg Radek sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Die Polizei steht nicht erst seit den Gewalttaten von Hanau vor wachsenden Herausforderungen. Und wir müssen uns fragen: Haben wir genügend Personal, um Gefahren abzuwehren, um Synagogen, Moscheen und Wahlkreisbüros, aber auch Großveranstaltungen zu schützen?“ Schon jetzt, so Radek weiter, könne man daran angesichts von mehr als 20 Millionen Überstunden im Jahr starke Zweifel haben.