Fake-Zeugnisse aus Bosnien
Eine Investigativjournalistin hat aufgedeckt, wie leicht sich in Bosnien gefälschte Pflege-Diplome kaufen lassen.
Der Reporterin Azra Omerovic’in vom bosnischen Portal Žurnal gelang es innerhalb von 17 Tagen für den Preis von 1.250 Euro ein Dokument über einen Abschluss als Krankenpflegerin an einer privaten medizinischen Fachschule aus der Stadt Sanski Most zu beschaffen. Das Dokument war keine Fälschung, sondern wurde Original abgestempelt und unterschrieben. Gerüchte über solche Zeugnisse von privaten Schulen in Bosnien gab es schon länger. Žurnal schätzt, dass es insgesamt 5.000 solcher Fälle geben könnte. Nachdem die ARD über die Enthüllung berichtet hatte, setzte etwa eine Klinik im niedersächsischen Diepholz einen Rahmenvertrag mit einer Arbeitskräftevermittlung aus. Das Unternehmen sollte für die Klinik in Bosnien Pflegekräfte rekrutieren, hatte dies bislang allerdings nicht getan.
Eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit sagte der Berliner tageszeitung (taz), sie vermittele bereits seit Juni 2018 keine Umschüler_innen von privaten Pflegeschulen aus den Westbalkanstaaten mehr nach Deutschland. Bewerber_innen aus den Westbalkanstaaten können allerdings auch über einen direkten Kontakt zu Arbeitgebern nach Deutschland kommen. Sie müssen sich dann in den jeweiligen Bundesländern bei den Behörden um die Anerkennung ihres Berufsabschlusses bemühen. „In Baden-Württemberg werden die außerordentlichen Ausbildungen beziehungsweise Umschulungen abgelehnt, da diese weder formell noch materiell gleichwertig sind“, sagte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums in Stuttgart der taz. Eine Herausforderung für alle Beteiligten.
Daniel Weber, Projektleiter des DGB Projekts Anerkannt!: „Für die Betriebe darf es keinen Zweifel geben, dass anerkannte Abschlüsse auch wirklich gleichwertig sind. Diese Betrugsmaschen dürfen nicht dazu führen, dass alle Antragssteller_innen pauschal unter Verdacht geraten. Wir raten dazu, neben dem Zeugnis auch andere Nachweise zu Rate zu ziehen und gut zu dokumentieren. Sonst besteht die Gefahr, den ganzen Abschluss nochmal machen zu müssen – auch wenn er ehrlich erworben war.“