
In der Pandemie gekündigt
Flüchtlinge sind am stärksten von Entlassungen infolge der Corona-Krise betroffen, denn sie üben häufig Beschäftigungen aus, die sich nicht im Homeoffice erledigen lassen – etwa bei Sicherheitsdiensten oder in der Gastronomie. Erhebungen zeigen: Insgesamt waren Beschäftigte aus Drittstaaten meist die ersten, die während der Pandemie ihre Arbeit verloren.
Bis zum Ausbruch der Corona-Krise sei die Erwerbstätigkeit der Geflüchteten stetig gestiegen, sagte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Rheinischen Post. Nun wirke sich die Corona-Krise „sehr schlecht auf die Beschäftigung Geflohener aus“. Ein Faktor dafür sei, dass viele Geflüchtete erst seit kurzer Zeit beschäftigt waren oder nur befristete Verträge hatten. Die Arbeitslosigkeit lag im Juni in Deutschland insgesamt um 22 % höher als im März. Bei Menschen aus Asylherkunftsländern war sie aber um 26 % höher, sagte Bundesagentur-Vorstand Daniel Terzenbach der dpa. „Keine formale Qualifikation und schlechte Sprachkenntnisse – insbesondere wenn diese beiden Merkmale zusammenkommen, führt das häufiger zum Arbeitsplatzverlust”, so Terzenbach.
„Während der Pandemie wurden Personen mit Migrationshintergrund zuerst aus den Betrieben entfernt“, sagt auch Jerzy Bohdanowicz, Leiter des DGB Projekts „Support Faire Integration”. Besonders Arbeitnehmer_innen aus Drittstaaten im Tourismus und der Gastronomie, aber auch in Industrie, Lager und Reinigung hätten unter Corona-bedingten Kündigungen zu leiden. Die Zahl der entsprechenden Beratungen bei „Support Faire Integration” habe sich im April und Mai gegenüber dem Januar 2020 verdoppelt, sagt Bohdanowicz. Die Ratsuchenden seien oft nicht informiert, wie eine Kündigung zu Stande kommen darf. „Wenn man denen sagt: ‚Ab morgen arbeitest du nicht‘, dann nehmen sie das so an.“ So hätten Beschäftigte oft einen Rechtsanspruch auf Weiterbeschäftigung oder Kurzarbeitergeld nicht in Anspruch genommen. Teils hätte gar kein Corona-bedingter Umsatzrückgang hinter den Kündigungen gestanden. „Manchen wurde gesagt: Komm wieder, du kriegst dein Geld dann in bar. So wurde die Gelegenheit ausgenutzt, um reguläre Beschäftigung in Schwarzarbeit umzuwandeln,“ sagt Bohdanowicz.
ifo Schnelldienst, 2020, 73: Wie wirkt sich Covid-19 auf Migration und Integration aus? https://bit.ly/32f3i8C