Ausgebildet in Malta
Terese Anisa Menga aus Kamerun lernte in Malta Altenpflegerin. Jetzt lebt sie in Berlin.
Sie erreichte Europa in einer ungünstigen Zeit: als die damals 20-jährige Frau 2012 in Malta per Boot aus Libyen ankam, war der kleine Inselstaat aufgrund seiner Nähe zu Afrika eines der Hauptziele von Flüchtlingen. 1.890 Asylanträge wurden in jenem Jahr dort gestellt, etwa 19 je 1.000 Einwohner_innen – EU-Rekord. Das damit überforderte Malta setzte auf Abschreckung durch Internierung. Der Inselstaat sperrte sämtliche Ankommenden rigoros ein – teils bis zu zwei Jahre lang, selbst unbegleitete Minderjährige. Doch irgendwann erteilte es einem Teil der Menschen eben doch Papiere. Therese Anisa Menga, die Kamerun allein verlassen hatte, machte das Beste daraus.
In Kameruns Metropole Douala hatte die junge Frau in einem Restaurant gejobbt und eine Abendschule besucht. In Malta arbeitete sie zunächst als Putzkraft, doch im Januar 2016 fand sie Arbeit als Pflegehelferin in einem privaten Altenwohnheim in Bugiba, einer kleinen Stadt an der Nordspitze der Insel. Sie übernahm die Nachtschichten, von 19 bis 7 Uhr, bezahlt wurde ihr dafür nicht mehr als 600 Euro im Monat, was umso schlimmer war, als dass sie mittlerweile eine zweijährige Tochter hatte, für die sie sorgen musste.
Doch während dieser Beschäftigung hatte sie die Möglichkeit, ein berufsbegleitendes Zertifikat als Pflegehelferin zu bekommen: Das Level 2 IVQ Diploma in Health Care. Das Heim, in dem Menga auf Malta beschäftigt war, arbeitete dafür mit einem britischen Qualifizierungsträger mit Sitz in London zusammen. Im Mai 2016 stellte dieses ihr das Zertifikat aus.
Die kurze Ausbildung zahlte sich direkt aus: Kurz darauf konnte Menga in das öffentliche Mater Dei Krankenhaus nahe der Hauptstadt Valletta wechseln. Auch hier arbeitete sie in der Nachtschicht, von 19 bis 7 Uhr.
„Dort waren alte Menschen und Kranke, ich habe mich mehr um die Alten gekümmert, weil ich mit denen mehr Erfahrung hatte“, sagt Menga. Ihr Lohn verdoppelte sich nunmehr auf immerhin 1.200 Euro im Monat. Bis Juni 2017 blieb sie dort. Dann entschloss sie sich, Malta zu verlassen.
Anfang 2018 kam sie nach Berlin, heiratete, besuchte einen Integrationskurs. Im Oktober 2018 bestand sie die A1-Prüfung, bis Oktober 2019 will sie das B1-Level erreichen. Im Februar 2019 fand sie eine Wohnung in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes.
Dass in Deutschland derzeit so viele Kranken- und Altenpfleger_innen gesucht werden, dass die Bundesregierung eigens Programme auflegt, um diese aus dem Ausland hierherzuholen, war ihr nicht klar, sagt Menga. „Eine Freundin hatte mir so etwas gesagt, aber niemand hatte Informationen.“ Auch die staatlichen Stellen, mit denen sie Kontakt hatte, haben sie nicht auf die Regeln zur Anerkennung ihrer Berufserfahrung und die Möglichkeiten der Nachqualifizierung aufmerksam gemacht. Menga ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel in dem Bereich an Informationsarbeit geleistet werden muss. An einer der vielfach angebotenen Anpassungsqualifizierungen für zugewanderte Pflegekräfte hätte sie durchaus Interesse, sagt Menga.
Sie hat einen Lebenslauf geschrieben, um sich auf freie Stellen bewerben zu können, „Verfügbarkeit: Teilzeit, Nachmittag und Nachtschicht“, steht darauf. Ihre Tochter ist jetzt fünf Jahre alt, bald soll sie eingeschult werden.