
Ataman leitet Antidiskriminierungsstelle
Die Publizistin Ferda Ataman ist neue Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes. Mit Stimmen der Linken wählte der Bundestag die 43-jährige am 7. Juli 2022 knapp in das Amt. Die Antidiskriminierungsstelle arbeitete seit 2018 ohne Leitung – und war auch deshalb kaum wahrnehmbar.
Ataman, die einst Redenschreiberin für den damaligen NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) war, hat später den Mediendienst Integration, die „neuen deutschen medienmacher“ und den „Dachverband neue deutsche organisationen“ mit aufgebaut. „Diese Strukturen tragen heute maßgeblich dazu bei, dass öffentliche Diskurse inklusiver gestaltet werden, dabei die migrationsgesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln und sich zunehmend auch an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Migrationsforschung orientieren”, hatte der Rat für Migration geschrieben und die Nominierung Atamans „ausdrücklich begrüßt und unterstützt”.
Die in Nürnberg als Kind türkischer Arbeitsmigrant_innen geborene Ataman hatte 2019 ein Buch mit dem Titel „Hört auf zu fragen, ich bin von hier” veröffentlicht. Seit vielen Jahren kritisiert sie strukturellen Rassismus in der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft. Dabei war sie unter anderem auch mit dem damaligen Innenminister Horst Seehofer aneinandergeraten. Als ihre Nominierung durch die Grünen bekannt wurde, gingen vor allem konservative Medien sie heftig an und warfen ihr unter anderem „identitätspolitische Spaltung” der Gesellschaft vor. Die Kritik nahm Züge einer Kampagne an und Ataman sah sich gleich einer ganzen Reihe falscher Anschuldigungen ausgesetzt. Der Journalist Stephan Anpalagan listete diese minutiös auf. So hatte etwa der Psychologe Ahmad Mansour Ataman unter anderem im Focus vorgeworfen, dass in ihrem „absolutistischen Schema“ Rassismus, der von Nicht-Weißen ausgeht, „nicht existiert“. Tatsächlich aber hatte Ataman 2020 im Spiegel einen Beitrag mit dem Titel „Migranten, die gegen Migranten hetzen“ veröffentlicht, dessen erste Sätze lauteten: „Können nur weiße Menschen Rassisten sein? Nein, natürlich nicht.“ Anpalagans Liste gefundener Falschbehauptungen dieser Art ist lang. Er kommt zu dem Schluss, es handele sich um eine „konzertierte Rufmord-Kampagne“ und „Verleumdung“ Atamans. „Dass Medien wie der Spiegel, der Tagesspiegel, die Süddeutsche Zeitung und andere sich auf genau diesen Dreck einlassen und es nicht hinbekommen, wenigstens die gröbsten Anschuldigungen mit Recherche aus dem Weg zu räumen, ist eine Schande.“ Ataman soll der verwaisten Antidiskriminierungsstelle nun wieder mehr Bedeutung verschaffen. Die Leitung war seit 2018 vakant, nachdem die damalige Familienministerin Franziska Giffey damit gescheitert war, die abgesetzte SPD-Geschäftsführerin Nancy Böhning einzusetzen.
Artikel von Stephan Anpalagan
Stellungnahme Rat für Migration
Entnommen aus Forum Migration August 2022