
Anerkennungs-News Oktober 2020
Großbritannien: Uni-Abschlüsse sollen nach Brexit nicht mehr in EU gelten
Die EU-Kommission rechnet mit „Verwerfungen“, falls es nach dem Brexit zum 1. Januar 2021 keine Handelsvereinbarung geben sollte. Die Behörde schreibt in einer Analyse, es entstünden „Unsicherheiten für Bürger, Unternehmen, Studenten und Forscher“. Demnach soll es aber auch mit einem Abkommen drastische Änderungen geben. Neben der Aufhebung der Freizügigkeit für Arbeitnehmer und Studenten sollen auch britische Uni-Abschlüsse nicht mehr automatisch gelten. Für bereits anerkannte Berufsqualifikationen bleibt die Anerkennung auch nach dem Brexit gültig. Berufsqualifikationen, die im Vereinigten Königreich nach dem 31. Dezember 2020 abgeschlossen werden, können auch weiterhin in Deutschland anerkannt werden. Die Anerkennung erfolgt dann voraussichtlich nach den nationalen Regelungen für Berufsqualifikationen aus Drittstaaten. Dies hängt davon ab, ob und welche Regelungen für die Anerkennung während des Übergangszeitraums vereinbart werden.
Neue Themendossiers zur Anerkennung
Wie stehen die Chancen, dass mein Berufsabschluss in Deutschland anerkannt wird? Welche Wege gibt es, um in Deutschland meiner Qualifikation entsprechend zu arbeiten? Diese und weitere Fragen beantworten neue Themendossiers zur Berufsanerkennung, die das IQ-Programm ab jetzt zu ausgewählten Berufen herausgibt. Die Dossiers erscheinen als PDF in Deutsch, Englisch, Arabisch, Russisch und Farsi und stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung. Die Reihe beginnt mit Dossiers für Lehrer_innen sowie für Elektroniker_innen. Weitere Dossiers zu Ingenieur_innen und Pflegefachkräften sind in Arbeit.
Indien, Malaysia und Indonesien: Brandenburg hofft auf 1.600 Fachkräfte von außerhalb der EU
Das Land Brandenburg setzt zur Gewinnung von Fachkräften auf Menschen aus anderen Weltregionen. „Potenziell gehen wir von ungefähr 1.600 Fachkräften per annum aus, die über das seit März geltende Fachkräftezuwanderungsgesetz ins Bundesland kommen könnten“, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Es gebe derzeit Nachfrage aus Indien, Malaysia und Indonesien, vor allem im Gaststättenbereich. Steinbach sagte auch, dass sich damit allein das Problem des Fachkräftemangels nicht lösen lassen werde. Bis 2030 rechne er mit einem Rückgang der Zahl Erwerbstätiger im Land von rund 210.000. „Zentral bleibt, dass unsere Unternehmen weiter ausbilden“, sagte Steinbach. Er verwies aber darauf, dass 43 Prozent der Fachkräftestellen in Brandenburger Betrieben im ersten Halbjahr 2019 vakant waren. Die Wirtschaftsförderung Brandenburg hat eine Agentur namens International Talent Service eingerichtet, die Unternehmen und Fachkräfte berät. Eine zentrale Ausländerbehörde, die vom 1. Oktober 2020 an beim Landkreis Dahme-Spreewald angesiedelt ist, soll sich um ein beschleunigtes Fachkräfteverfahren kümmern.
FDP will Anwerbegesetz für 500.000 neue Fachkräfte pro Jahr
Die FDP-Fraktion im Bundestag hat in einem Antrag ein umfassendes Einwanderungsgesetz mit dem Ziel gefordert, künftig pro Jahr 500.000 ausländische Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt anzuwerben. „Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, brauchen wir mindestens eine halbe Million Einwanderer pro Jahr“, sagt FDP-Fraktionsvize und Haushaltspolitiker Christian Dürr. Auf Grundlage des im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräftezuwanderungsgesetzes hatte die Bundesregierung mit etwa 50.000 Einreisen pro Jahr gerechnet. Ob dies auch nach der Corona-Pandemie angesichts der weiter hohen Hürden erreicht wird, ist offen.
Porträts zum Thema Schwierigkeiten bei Anerkennung
Zeugnisse nicht greifbar, Studium nur teilweise anerkannt, Abi-Note knapp unter dem Schnitt: „Campus”, die Uni-Beilage der Zeit, hat junge Migrant_innen und Flüchtlinge dazu befragt, mit welchen Hürden sie bei der Anerkennung ihrer ausländischen Abschlüsse zu kämpfen hatten.
Interaktive Karte zeigt, wo sich Fachkräfte aus dem Ausland in Deutschland ansiedeln
Die Arbeitsagentur und das Institut der Deutschen Wirtschaft haben eine interaktive Karte erstellt, die zeigt, wo sich Ausländer_innen zum Arbeiten in Deutschland angesiedelt haben. Besonders der Süden ist demnach beliebt. So haben sich seit 2004 im bayrischen Landkreis Freyung-Grafenau 510 Menschen je 10.000 Beschäftigte aus den osteuropäischen EU-Beitrittsländern angesiedelt. Im schleswig-holsteinischen Landkreis Rendsburg-Eckernförde waren es im selben Zeitraum nur 54,6.