
Alles für den Spargel
Die genaue Zahl steht noch nicht fest, es werden aber erneut hunderttausende Menschen gewesen sein, die auch 2021 aus dem Ausland nach Deutschland kamen, um in der Landwirtschaft zu helfen. Die IG BAU, Faire Mobilität des DGB und andere Mitgliedsorganisationen der Initiative Faire Landarbeit haben in dieser Saison 2.500 Saisonarbeiter_innen bei „Feldaktionen“ kontaktiert und über ihre Rechte informiert. Das Fazit: Arbeitsrechtsverletzungen bleiben an der Tagesordnung.
Erstmalig sind in diesem Jahr über ein Drittstaatenabkommen Menschen aus Georgien für die Arbeit in der Landwirtschaft eingereist. Allerdings waren es mit etwa 180 Personen weit weniger als das vereinbarte Kontingent. Um ein Vielfaches höher hingegen war die Zahl der Saisonarbeiter_innen aus Drittstaaten, vor allem aus der Ukraine, die mit dem Status von „Praktikant_innen“ und „Ferienjobber_innen“ in der deutschen Landwirtschaft arbeiteten. Die Versuche der Initiative, die Landarbeiter_innen auf dem Feld zu kontaktieren, wurde deutlich stärker durch Arbeitgeber_innen behindert als in den Vorjahren. Das kam nicht von ungefähr: Die Initiative stellte vielfach fehlende Sozial- und Krankenversicherung aufgrund von kurzfristiger Beschäftigung, unvollständige Lohnzahlungen und überhöhte Lohnabzüge, mangelhafte Unterkünfte sowie Verstöße gegen Infektionsschutzregelungen fest. „Während der gesamten Zeit, als wir dort arbeiteten, mussten wir unsere Pässe als Kaution abgeben“, berichteten etwa Rumänen, die bei einer Baumschule in NRW beschäftigt waren. „Wir mussten Dokumente unterzeichnen, die wir nicht kannten. Man sagte uns, das sei der Arbeitsvertrag, ein eigenes Exemplar bekamen wir aber nicht.“ Der nach Akkordarbeit ausbezahlte Lohn habe im Verhältnis zur tatsächlich geleisteten Arbeit bei zirka vier Euro pro Stunde gelegen. „Die Arbeitgeber haben uns gedroht, angeschrien und haben uns auch körperlich attackiert.“ Die nächste Koalition müsse der Ausbeutung auf deutschen Feldern ein für alle Mal ein Ende setzen, fordert das DGB Vorstandsmitglied Anja Piel. Die sozial nicht abgesicherte kurzfristige Beschäftigung muss in allen Branchen auf wenige Tage im Jahr begrenzt werden. In der Landwirtschaft müssten staatliche Kontrollen ausgeweitet und Arbeitszeit verlässlich erfasst werden, so Piel.
Saisonbericht 2021 Initiative Faire Landarbeit
Entnommen aus Forum Migration Dezember 2021