164 Millionen Arbeitsmigrant_innen
Immer mehr Menschen arbeiten laut einem neuen Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation ILO als Migrant_innen in anderen Ländern: Etwa 164 Mio. waren es 2017 – fast zehn Prozent mehr als 2013. Von diesen waren 96 Millionen Männer und 68 Millionen Frauen. Mehr als 60 Prozent aller Arbeitsmigrant_innen sind in drei Regionen zu finden: Nordamerika, Westeuropa und den arabischen Ländern.
„Arbeitsmigranten leisten einen positiven Beitrag in den Gastländern“, sagte die ILO-Expertin für Arbeitsqualität, Manuela Tomei. Die Gesamtzahl der Migrant_innen, also auch Angehörige, die nicht arbeiten, sowie Flüchtlinge, schätzt die ILO auf 277 Millionen weltweit. Das sind fast 20 Prozent mehr als 2013.
In den Industriestaaten stellen die Arbeitsmigrant_innen heute knapp 20 Prozent der Arbeitskräfte insgesamt. In absoluten Zahlen ist ihr Anteil dort allerdings seit 2013 zurückgegangen: von gut 112 auf gut 111 Millionen. Das Gros der Migrant_innen zieht heute in Schwellenländer, so die ILO. Doch immer noch leben heute mehr als zwei Drittel (67,9 Prozent) der Arbeitsmigrant_innen in Industriestaaten. Viele arbeiteten auf dem Bau, als Hausangestellte im Gastgewerbe und Pflegeberufen.
In Europa dürfte der Anteil aber auch wegen der EU-Freizügigkeit so hoch sein: Jede_r Europäer_in, der oder die in einem anderen EU-Land arbeitet, fällt unter die ILO-Definition der Arbeitsmigrant_innen. In den letzten zwei Jahrzehnten würden sich Frauen zunehmend allein auf die Suche nach Arbeit in anderen Ländern begeben, so Tomei. Die Diskriminierung, der sie aufgrund von Geschlecht und Herkunft ausgesetzt seien, verringere jedoch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Gut 86 Prozent der Arbeitsmigrant_innen seien zwischen 25 und 64 Jahren alt, so die ILO. Einige Herkunftsländer verlören damit die produktivsten Arbeitskräfte, die in ihrer Heimat zum Wachstum der Wirtschaft beitragen könnten. Auch deshalb sei der UN-Migrationspakt (Forum Migration 12/18) wichtig, sagte Tomei. „Migration kann nicht gestoppt werden. Statt Mauern zu errichten müssen Länder in der Lage sein, das Phänomen besser in den Griff zu bekommen.“
ILO Bericht „Global Estimates on International Migrant Workers“: https://bit.ly/2PnApia