„Schmutzige Liste“ legt Sklavenarbeit offen
Ein Text unserer Partnerorganisation Repórter Brasil.
19.12.2022 I 685 Arbeitnehmer_innen aus ganz Brasilien stehen in Verdacht, in Formen der modernen Sklaverei verwickelt zu sein. In der Rinderzucht sind die Bedingungen besonders dramatisch. Mit einer Liste soll gegen Sklavenarbeit gekämpft werden.
Eingesperrt in einem Keller. Ohne Fenster oder Luftzufuhr. Auf engstem Raum. Aus diesen Konditionen wurden 18 Arbeiter_innen bei einer Polizeioperation befreitet. Der Einsatz fand im Oktober 2021 in Triunfo statt. Die Kleinstadt befindet sich im Bundesstaat Rio Grande do Sul, rund 80 Kilometer von der südbrasilianischen Millionenstadt Porto Alegre entfernt. Die Arbeiter_innen, von den 17 aus Paraguay stammen und einer aus Brasilien, stellten gefälschte Zigaretten her. Der Aufzug zu ihrer Unterkunft war in einem Container versteckt, der ständig überwacht wurde. Laut den Ermittler_innen sah es in dem Gebäude aus wie in einem Horrorfilm. Aber es war das wirkliche Leben.
Der Eigentümer des Unternehmens heißt Moacir José Machado. Er wird wegen Schmuggel, Missbrauch Minderjähriger, Bildung einer kriminellen Vereinigung und nun auch wegen Sklavenarbeit und Menschenhandel gesucht. Machado steht nicht nur auf der Interpol-Liste für flüchtige Personen, sondern auch auf der "schmutzigen Liste" der Sklavenarbeit. Diese wurde vom Arbeitsministerium um 95 neuen Arbeitgeber_innen ergänzt, die für die Unterwerfung von 685 Arbeitnehmer_innen unter moderne Formen der Sklaverei verantwortlich gemacht werden.
Auf der "schmutzigen Liste" stehen auch Viehzüchter_innen, die die größten Fleischverpackungsbetriebe des Landes (wie JBS, Minerva, Marfrig und Masterboi) beliefern, ebenso Holzunternehmen, Kaffeebauer_innen, Zuhälter_innen und Bauunternehmen. Einige von ihnen werden von der BNDES (Nationale Bank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung) finanziert, die mit öffentlichen Mitteln Kredite zu niedrigeren Zinssätzen als auf dem Markt anbietet.
Mit der Aktualisierung umfasst das Register nun insgesamt 183 Arbeitgeber_innen, die in den letzten Jahren von Arbeitsinspektor_innen mit Geldbußen belegt wurden und in zwei Verwaltungsinstanzen von ihrem Recht auf Verteidigung Gebrauch gemacht haben.
Angelockt mit falschen Versprechungen
Die Operation Tavares in Triunfo wurde von Arbeitsinspektor_innen, Bundespolizist_innen und Inspektor_innen der Steuerbehörde durchgeführt. Die 18 geretteten Arbeiter_innen waren in Paraguay angeworben worden. Dort wurde ihnen versprochen, umgerechnet rund 36 Euro pro Tag zu verdienen, um in einem Getreidelager auf dem Land zu arbeiten. Doch als sie am Flughafen in Porto Alegre ankamen, wurden sie zu einer Tankstelle und dann mit verbundenen Augen in einen Keller gebracht, wo sie Zigaretten herstellen mussten. Ihre Handys wurden ihnen abgenommen.
Bis zur Rettung dauerte es 20 Tage, ohne dass die Arbeiter_innen Sonnenlicht sahen. Die Bedingungen waren unmenschlich: Die Arbeiter_innen teilten sich einen einzigen Schlafsaal mit fünf Stühlen, einem Etagenbett und einem normalen Bett. Die Schicht dauerte 24 Stunden am Tag, in zwei Schichten eingeteilt.
Die Arbeiter_innen aßen zu Mittag, während die Maschinen liefen. Die Lebensmittel wurden in der Nähe des Fahrstuhleingangs zurückgelassen. Da es nur kleine Abluftventilatoren gab, war das Risiko einer Vergiftung mit Leim, Maschinenschmierstoff und Rauchstaub hoch, hinzu kam die "sehr hohe" Brandgefahr aufgrund der freiliegenden Kabel.
Nach der Operation wollten die Arbeiter_innen nicht auf Entschädigungen oder Hilfsprogramme für Migrant_innen warten. Sie kehrten nach Paraguay zurück – und verzichteten damit auf die ihnen zustehende Abfindung. Repórter Brasil war es bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes nicht gelungen, den Eigentümer des Unternehmens zu kontaktieren.
Die Tabakindustrie ist einer der Sektoren mit den meisten geretteten Arbeiter_innen auf der aktualisierten "schmutzigen Liste" (mit insgesamt 76 Arbeiter_innen). An zweiter Stelle liegt die Viehzucht (85 Arbeiter_innen), danach kommt die Holzkohleproduktion (81 Arbeiter_innen). Es folgen die Holzindustrie (59 Arbeiter_innen), der Zuckerrohranbau (44 Arbeiter_innen) und die Bekleidungsindustrie (44 Arbeiter_innen).
Ausbeutung von trans Frauen
Zum ersten Mal enthält die "schmutzige Liste" der Sklavenarbeit auch Zuhälter_innen. Ein Fall ereignete sich in Ribeirão Preto, im Landesinneren von São Paulo. 16 trans Frauen waren die Opfer.
Die aus dem Norden und Nordosten stammenden jungen Frauen wurden durch Posts in den sozialen Netzwerken angelockt. Diese versprachen ihnen menschenwürdige Arbeit, chirurgische Eingriffe am Körper, Unterkunft und Verpflegung. Doch nichts war so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Das Drama begann in dem Moment, als sie in den Bus nach São Paulo stiegen.
Die Ermittlungen starteten 2017 nach der Anzeige zweier Opfer, denen die Flucht gelungen war. Sie wurden gezwungen, jeden Tag zwischen 19 und 3 Uhr zu arbeiten, und waren in einer Situation der Schuldknechtschaft. Sie mussten den doppelten Betrag für das Busticket, die Verpflegung während der Reise und die Unterbringung in den von den Zuhältern verwalteten Unterkünften zahlen. Dazu kam weitere Ausgaben, wie etwa für Drogen oder Perücken.
Darüber hinaus zahlten die Arbeiter_innen, um in den Unterkünften zu wohnen – unabhängig davon, ob sie zur Arbeit gingen oder nicht. Außerdem mussten sie für die Reinigung und das Essen aufkommen. Wenn sie nicht zahlen konnten, schliefen sie auf der Straße. Die Vermittler_innen berechneten Provisionen, indem sie den Preis und den Ort der Sexarbeit festlegten und einen Prozentsatz nahmen, der in einige Fällen die Hälfte des verdienten Betrags war. Die Schulden der trans Frauen stiegen zudem, weil sie ästhetische Eingriffe durchführen ließen.
Von den 11 Zuhälter_innen, gegen die ermittelt wurde, sind bisher nur zwei in das Register aufgenommen worden: Agda Dias da Silva und Nicole Castro (die in der "schmutzigen Liste" als Antônio Alenisio da Silva auftaucht). Wenn die Sexarbeiter_innen gegen die Regeln verstießen, wurden sie vor ein "Gericht" gestellt und mit körperlichen, moralischen und wirtschaftlichen Strafen belegt. Die Ermittlungen ergaben außerdem, dass es Suizide und Morde gegeben haben könnte.
„Maschine zum Zermahlen von Menschen“
"Es war eine Maschine zum Zermahlen von Menschen", sagt André Menezes, Staatsanwalt in São Paulo. Es gebe in diesem Fall drei Arten von Anklagen: die Unterwerfung in einen sklavenähnlichen Zustand, die sexuelle Ausbeutung und die Bildung einer kriminelle Vereinigung. Die Zahl der Opfer könnte bei 38 liegen.
Menezes beklagt die Verzögerungen bei den Strafverfahren, die der Straflosigkeit Vorschub geleistet hätten. Der Staatsanwalt sagt auch, dass aufgrund der langsamen Arbeit der Justiz einige Zeug_innen nicht gefunden wurden, Opfer darum gebeten hätten, ihre Namen zurückzuziehen oder gegenüber der Justiz andere Aussagen gemacht hätten. Das könnte das Urteil abschwächen.
Der Anwalt von Nicole Castro bestreitet die Vorwürfe. "Nach Zeugenaussagen und auch nach polizeilichen Ermittlungen kamen die mutmaßlichen Opfer frei und spontan zur Arbeit, wobei ihnen freier Zugang zur Arbeit garantiert wurde und ihnen keine Wertgegenstände oder Dokumente abgenommen wurden", erklärte Alexandre Gonçalves de Souza. Repórter Brasil kontaktierte auch Silvas Anwalt, der jedoch eine Stellungnahme ablehnte.
Hoher Preis für saftige Steaks
Die Viehzucht führt die Rangliste der überführten Arbeitgeber_innen in der neuen "schmutzigen Liste" an. Darunter befinden sich auch Zulieferer von JBS, Marfrig und Minerva, den drei größten Fleischverarbeitungsbetrieben des Landes. Zu ihnen gehört Carlos Roberto Tavares de Oliveira, der dafür verantwortlich gemacht wird, 11 Arbeiter_innen, darunter einen 17-Jährigen, in die moderne Sklaverei gezwungen zu haben.
Die Rettung der Arbeiter_innen ereignete sich im Oktober 2021 auf dem Bauernhof Bom Jesus in Piranhas im Bundesstaat Goiás. Die Mitglieder einer Task Force fanden einen Lastwagen, der Menschen auf der Ladefläche transportierte. Danach fanden sie heraus, dass ein Teil der Arbeiter_innen in einer Hütte aus Segeltüchern lebte, die am Ufer eines Baches errichtet worden war.
Es gab weder Toiletten noch die Möglichkeit, zu kochen oder an Trinkwasser zu kommen. Die Arbeiter_innen waren für das Unkrautjäten und das Sprühen von Pestiziden angestellt worden, hatten aber keine Schutzausrüstung erhalten. Einige der Geretteten berichteten, dass sie ihr eigenes Arbeitswerkzeug kaufen mussten.
Oliveiras Besitz – zu dem acht weitere Betriebe gehören – lieferte unter anderem Rinder an den Fleischreisen JBS und an das Fleischverpackungswerk Minerva. Ein Teil der dort gezüchteten Rinder stammte von der Bom Jesus Farm, von der die 11 Arbeiter_innen unter sklavenähnlichen Bedingungen lebten.
Bank in der Kritik
Oliveira ist auch Kunde der BNDES, mit der fünf Darlehensverträge in Höhe von umgerechnet rund 1,7 Millionen Euro bestehen. Zudem hat der Rinderzüchter Steuerschulden von umgerechnet rund 660.000 Euro.
Die BNDES hat eigentlich Richtlinien, die es verbieten, Arbeitgeber_innen zu finanzieren, die wegen Sklavenarbeit verurteilt wurden. In einer Stellungnahme teilte die Bank mit, dass zum Zeitpunkt des Abschlusses der Darlehen die Unterlagen des Unternehmens ordnungsgemäß waren. Als der Name auf der "schmutzigen Liste" auftauchte, habe die Bank "sofort" die Auftragsvergabe und die Freigabe der Mittel ausgesetzt. "Die BNDES stellt klar, dass sie die Praxis der Sklavenarbeit nicht duldet und verurteilt".
Repórter Brasil versuchte, Oliveira über seine Anwält_innen zu kontaktieren, erhielt jedoch bis zur Veröffentlichung des Textes keine Antwort. Minerva teilte mit, dass es die beschuldigten Viehzüchter_innen nach der Aktualisierung der Liste gesperrt habe. JBS erklärte, Oliveira bereits gesperrt zu haben. Außerdem erklärte das Unternehmen, dass die in dem Bericht erwähnten Einkäufe vor der Aufnahme des Viehzüchters in das Register erfolgten.
Ermittlungen gegen Rinderkönig
Ein Rinderzüchter taucht nicht zum ersten Mal auf der "schmutzigen Liste" auf. Rafael Saldanha Junior wurde 2016 zum ersten Mal in das Register aufgenommen, nachdem 12 Arbeiter_innen auf der Guaporé-Farm in São Félix do Xingu im Bundesstaat Pará gerettet wurden. Zwei Jahre später, im September 2018, retteten Arbeitsinspektor_innen drei Arbeiter_innen, die in zwei anderen Betrieben sklavenähnlichen Bedingungen ausgesetzt waren.
Die drei Geretteten arbeiteten auf weiteren Farmen der Familie Saldanha im nördlichen Bundesstaat Pará, bevor sie nach São Félix do Xingu kamen. Eine davon war die Primavera Farm in Curionópolis. Hunderte von Tieren kamen von diesem Grundstück, um zwischen 2018 und 2019 in den Betrieben von Marfrig und JBS geschlachtet zu werden, nur wenige Monate nach der letzten aufgedeckten Sklavenarbeit auf den Grundstücken der Familie.
Neben Verstößen gegen die Arbeitsgesetze häufen sich bei Rafael Saldanha Junior auch Umweltverstöße. Zwischen 2001 und 2017 wurde er sieben Mal von der Umweltbehörde Ibama zu einer Geldstrafe verurteilt, zuletzt in Höhe von umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro für die Abholzung von 631 Hektar im Umweltschutzgebiet Triunfo do Xingu im Bundesstaat Amapá. Laut einer Analyse der Umweltschutzorganisation Imazon war das Naturschutzgebiet im ersten Quartal dieses Jahres landesweit am stärksten von Entwaldung betroffen.
Auf Nachfrage wies Saldanhas Anwalt die Anschuldigungen zurück und betonte, dass sein Mandant nicht für die Einstellung der Arbeiter_innen verantwortlich sei. Er wiederholte, dass es keine Beweise für Sklavenarbeit auf den Farmen seines Mandanten gebe.
Marfrig erklärte, dass Saldanha bei den Verhandlungen mit dem Unternehmen nicht auf der Liste stand und dass das Unternehmen seit März 2020 keine Tiere mehr von Produzent_innen aus Pará kaufe. JBS erklärte, der Rinderzüchter sei bereits im letztem Jahr gesperrt worden.
Keine Schutzausrüstung, keine Arbeitsverträge
Im Fall des Rinderzüchters Olenio Cavalli, der im September 2019 wegen Sklavenarbeit auf der Fazenda Vitória Régia in Uruará im Bundesstaat Pará auf die "schmutzige Liste" gesetzt wurde, erfolgt die Lieferung von Rindern an JBS, Marfrig und Masterboi indirekt. Die Tiere wurden auf dem Grundstück, auf dem die Sklavenarbeit stattfand, aufgezogen, aber vor der Schlachtung an einen anderen Ort gebracht.
Während einer Operation retteten Inspektor_innen zehn Arbeiter_innen, darunter zwei Frauen, die als Köchinnen arbeiteten. Eine dieser Frauen wurde nach Angaben der Inspektor_innen für ihre Tätigkeit nicht bezahlt. Fünf Arbeiter_innen schliefen in Hütten aus Segeltüchern mitten im Regenwald. Es gab weder eine Schutzausrüstung noch Arbeitsverträge.
Im August 2019, einen Monat nachdem die Sklavenarbeit aufgedeckt wurde, hatte die Fazenda Vitória Régia 270 Tiere zum Mästen an die Fazenda Bananeira, Apucarana und São Pedro in Marabá geschickt. Auf demselben Gelände werden seit langem Rinder für die wichtigsten Fleischverarbeitungsbetriebe des Landes geschlachtet. Nach September 2019 wurden Hunderte von Tieren an JBS-Einheiten in Marabá und Altamira, an Marfrig in Tucumã sowie an die Masterboi-Fleischverarbeitungsanlage in São Geraldo do Araguaia übermittelt.
Cavalli erklärte gegenüber Reporter Brasil, dass er mit der Aufnahme seines Namens in die "schmutzige Liste" nicht einverstanden sei. Es handele sich um ein "Komplott" der Inspekteur_innen. Einige der Personen, die während der Inspektion vor Ort waren, seien Verwandte seiner Angestellten und arbeiteten nicht auf dem Gelände. Er gibt an, dass er zum Zeitpunkt der Operation nicht auf dem Hof war, da er sich in ärztlicher Behandlung befand. Die für das Anwesen zuständige Person sei der Betriebsleiter. "Seine Frau befand sich in der Küche und die Inspektoren zwangen sie, zu sagen, sie sei Angestellte. Aber das war sie nicht", sagt er. "Ich habe 2019 alles bezahlt, die Abfindungen, das Hotel, aber jetzt habe ich eine weitere Mahnung wegen desselben Sachverhalts erhalten", sagt er.
Masterboi zog es vor, sich nicht zu äußern. Marfrig teilte mit, dass der Rinderzüchter keine Tiere direkt an das Unternehmen liefere. JBS erklärte, dass alle Einkäufe vor der Aufnahme von Cavalli in die "schmutzige Liste" getätigt wurden. Außerdem bekräftigte das Unternehmen, dass die Sperrung von Lieferant_innen erfolge, sobald die Steuernummer des Herstellers auf der Liste erscheint.
Die Rinderzucht ist der Wirtschaftszweig mit den meisten Opfern von Sklavenarbeit in Brasilien. Von 1995 bis 2021 wurden 17.200 Arbeiter_innen gerettet, das sind 30 Prozent aller 57.600 geretteten Arbeiter_innen. Das geht aus einem Bericht des Arbeitsministeriums hervor, der von Reporter Brasil und der Landespastorale analysiert wurden.
International anerkannt
Die in einem interministeriellen Erlass vorgesehene "schmutzige Liste" enthält die Namen derjenigen, die im Rahmen von Sklavenarbeitskontrollen für schuldig befunden wurden, nachdem die Arbeitgeber_innen in erster und zweiter Instanz verwaltungsrechtliche Einsprüche erhoben haben.
Die Arbeitgeber_innen bleiben zwei Jahre lang gelistet. Sie können sich jedoch dafür entscheiden, eine Vereinbarung mit der Regierung zu unterzeichnen und so aus dem Register gestrichen zu werden. Dafür müssen sie sich allerdings zu einer Reihe arbeits- und sozialrechtlicher Anforderungen verpflichten.
Obwohl die Verordnung nicht zu einer Handels- oder Finanzblockade verpflichtet, wurde sie von brasilianischen und ausländischen Unternehmen für ihr Risikomanagement genutzt. Dies hat sie zu einem weltweiten Beispiel im Kampf gegen Sklavenarbeit gemacht, das von den Vereinten Nationen anerkannt wurde.
Im September 2020 bestätigte der Bundesgerichtshof die Verfassungsmäßigkeit der "schmutzigen Liste" mit neun zu null Stimmen, als er eine Klage der brasilianischen Vereinigung der Immobilienentwickler (Abrainc) prüfte.
In der Klage wird argumentiert, dass das Register beschuldigte Arbeitgeber_innen unrechtmäßig bestrafe. Die Offenlegung des Namens sei nur per Gesetz zulässig. Das Gericht wies dies mit der Begründung zurück, dass das Instrument Transparenz gewährleiste und keine Sanktionen verhänge – die, wenn sie getroffen werden, auf Beschluss der Zivilgesellschaft und des Unternehmenssektors erfolgten. Es wurde zudem betont, dass der Name eines Unternehmens erst nach einem Verfahren mit dem Recht auf vollständige Verteidigung in die Liste aufgenommen wird.
Nach Artikel 149 des brasilianischen Strafgesetzbuchs gibt es vier Elemente, die die heutige Sklaverei definieren: Zwangsarbeit (die mit der Beschneidung des Rechts auf Trennung vom Arbeitgeber einhergeht); Schuldknechtschaft (eine an Schulden gebundene, oft betrügerische Knechtschaft); entwürdigende Bedingungen (Arbeit, die die Menschenwürde verleugnet und Gesundheit und Leben gefährdet); oder ein erschöpfender Arbeitstag (der den/die Arbeitnehmer_in aufgrund der Intensität der Ausbeutung bis zur völligen Erschöpfung führt und auch seine Gesundheit und sein Leben gefährdet).
Von Daniel Camargos, Hélen Freitas und Poliana Dallabrida
* Mitarbeit: Isabel Harari und Diego Junqueira
** Der Text wurde am 7. Oktober 2022 um 13 Uhr aktualisiert, um die Stellungnahme der BNDES aufzunehmen.
Übersetzung/Redaktion Dezember 2022: Niklas Franzen
Es handelt sich um eine kontextualisierte Übersetzung mit zusätzlichen, erklärenden Informationen. Eingeschobene Absätze sind von der Redaktion erstellt. Der Originaltext erschien am 06.10.2022.
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