IN KÜRZE
04.12.2025 I Kurznachrichten aus den NORDSÜD NEWS - Dezember 2025
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Internationales Gremium für Ungleichheit
Die weltweite soziale Ungleichheit steigt.
Das untermauern aktuelle Studien. Die wohl gewichtigste ist ein Bericht des „Sonderausschuss unabhängiger Experten für globale Ungleichheit”, die der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa für den G20-Vorsitz in Auftrag gegeben hatte und der im November vorgestellt wurde. Den Ausschuss leitet der US-Professor und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz. Kernforderung ist die Einrichtung eines neuen „Internationalen Gremiums für Ungleichheit”, das die Politikgestaltung auf internationaler Ebene und durch Regierungen beeinflussen soll – inspiriert vom Weltklimarat IPCC. Dass etwas passieren muss, illustriert der Bericht mit Zahlen: Zwischen 2000 und 2024 beanspruchte das oberste 1 Prozent der Weltbevölkerung 41 Prozent des gesamten neuen Reichtums für sich, während nur 1 Prozent davon an die unteren 50 Prozent ging. Stiglitz verknüpfte die Analyse mit der Sorge über die mit der Konzentration von Reichtum verbundenen Angriffe auf demokratische Strukturen. „Der IGB unterstützt diese Initiative nachdrücklich“, schreibt Luc Triangle, der Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB). „Es handelt sich um einen längst überfälligen Schritt zur Bekämpfung der tiefgreifenden und systemischen Ungleichheiten, die die Weltwirtschaft prägen.“
Link zum Report:
https://g20.org/wp-content/uploads/2025/11/2-G20-Global-Inequality-Report-Full-and-Summary.pdf
IndustriALL: Gestärkte Gewerkschaftsmacht
Vier Punkte umfasste der Aktionsplan, den IndustriALL, der internationale Verbund der Industriegewerkschaften, auf seinem 3. Kongress 2021 beschlossen hatte: Arbeitnehmendenrechte stärken, Gewerkschaftsmacht ausbauen, dem „globalen Kapital entgegentreten“ und nachhaltige Wirtschaft fördern. Auf dem 4. Kongress, der im November 2025 in Sydney stattfand, machten die Delegierten viele Häkchen hinter die Ziele und feierten unter anderem das Inkrafttreten des Hongkonger Übereinkommens über das sichere und umweltgerechte Recycling von Schiffen, das große Auswirkungen auf die Sicherheit und den Umweltschutz hat. Arbeitskämpfe wie die Kampagne gegen Gewerkschaftsfeindlichkeit bei Mercedes-Benz in den USA oder die Durchsetzung verbindlicher Vereinbarungen in der Bekleidungsindustrie Kambodschas zeigten, dass die Gewerkschaften lernen, sich auf den gleichen globalen Ebenen zu organisieren wie transnationale Konzerne. Und auch der Auf-
bau eigener Kapazitäten kommt voran: In den vier Jahren wurden 52 neue Jugend- und 53 neue Frauenstrukturen entwickelt. „Der Aufbau gewerkschaftlicher Macht in diesem Sektor ist nicht einfach – es ist ein Kampf, es geht darum, Arbeiter*innen zu unterstützen, ihre Würde zu verteidigen und sicherzustellen, dass ihre Rechte in der gesamten Branche respektiert werden“, sagte beispielhaft die indische Delegierte Said Sanjay Vadhavkar.
Link: https://congress2025.industriall-union.org/
Liste der Feinde der Demokratie
Die Demokratie wird weltweit nicht nur durch Diktatoren und den umfassenden Rechtsruck in vielen Ländern gefährdet, sondern auch durch große Unternehmen. 2025 trieben diese den Militarismus an, forderten drastische Deregulierungen, schränkten Mitbestimmungsrechte am Arbeitsplatz ein oder verweigerten sie. Teils bekämpfen sie demokratische Strukturen sogar ganz offen und verbünden sich mit den rechtsradikalen politischen Kräften. Das zeigt der Report „Corporate Underminers of Democracy 2025“, den der Internationale Gewerkschaftsbund herausgegeben hat. Dabei stechen insbesondere sieben Unternehmen hervor: Amazon, Anduril, Meta, Northrop Grumman, Palantir Technologies, Space Exploration Technologies und Vanguard. Begründung in Kürze: Amazon und Meta stellen ihre Plattformen rechtsextremen
Personen zur Verfügung und kooperieren mit Rüstungsfirmen, schreiben die Autor*innen. Anduril habe sich auf die „Entwicklung dystopischer autonomer Tötungsmaschinen spezialisiert“. Space X werde „tief in die militärische Planung und Einsatzplanung“ vor allem der USA eingebunden. Vangurad sei der „weltgrößte Investor in die Produktion von Atomwaffen“, Northrop Grumman „der größte Profiteur von Atomwaffen“ und finanziere rechtsextreme Persönlichkeiten, die sich gegen Multilateralismus, Rüstungskontrolle und Gewerkschaften aussprechen.
Link zum Report: https://www.ituc-csi.org/corporate-underminers-of-democracy-2025
Filmtipp:
Where we used to sleep
„Wo wir zu schlafen pflegten“ ist ein Film über Valeria Praţa, eine alte Frau, die Kuh Păuna und den Hund Duracell. Die drei sind die letzten Bewohner*innen in den Häusern, die von Geamăna übrig geblieben sind. Und nur vorgeblich geht es um ihren aktuellen Alltag.
Sie teilen die Geschichte des Dorfes, das unter dem rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu zu einem Zentrum des Bergbaus werden sollte. Seit den 1970er Jahren wurde hier Kupfer abgebaut, die giftigen Reststoffe leitete man ins Tal, wo die Tagebaumaßnahmen einen riesigen See hinterließen, der sich mit dem toxischen Schlamm füllt, immer weiter steigt und die Häuser des Dorfes verschlingt. 400 Familien verloren ihre Existenzen. Auch Prata wird gehen müssen, sobald der Giftschlamm ihr Zuhause erreicht.
Link: https://www.ardmediathek.de/video/dox-der-dokumentarfilm-im-br/where-we-used-to-sleep/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC9GMjAyNFdPMDA4ODU3QTA