Internationale Jugendarbeit

Die Zukunft der Gewerkschaften weltweit hängt vor allem von einer Gruppe ab: der nächsten Generation. Nur wenn junge Menschen für die Organisationen gewonnen werden können, werden diese in den nächsten Jahren stark, effektiv, legitim agieren können. Sie zu gewinnen, ist deshalb essenziell.
Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn junge Menschen identifizieren sich oft stark mit gewerkschaftlichen Werten und Prinzipien. Weltweit erleben sie, wie die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen an ihren Bedürfnissen und Erwartung vorbeigehen. Längst nicht überall sind sie in ihren Familien sozial abgesichert, haben sie freien Zugang zu Bildung, können sie eine berufliche oder akademische Ausbildung machen, verdienen sie ausreichend Geld, um eine Familie zu gründen. Als Heranwachsende brauchen sie besonderen Schutz und haben eigene Themen. Vor allem aber wollen junge Erwerbstätige, was alle Erwerbstätigen wollen: sichere Jobs, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, gendergerechte soziale Absicherung, diskriminierungs- und gewaltfreie Arbeitsplätze, Löhne, von denen sie planbar leben können. Und nicht zuletzt wollen sie mitbestimmen, in starken Kollektiven verhandeln und sozialen Dialog mitgestalten. Das geht nur mit und in den Gewerkschaften.
Gewerkschaftliche Jugendarbeit ist für beide Seiten gewinnbringend. Junge Menschen brauchen Organisationen, in denen sie gemeinsam mit anderen ihre Interessen diskutieren und durchsetzen können – in der Ausbildung, im Betrieb, politisch, regional, national und international. Die Gewerkschaften benötigen engagierten, starken und kreativen Nachwuchs. Das Wissen darum reicht aber nicht aus, es müssen auch entsprechende Strukturen geschaffen und gestärkt werden.
Die Grundlagen
Junge Menschen machen einen großen Teil der Menschen aus, die weltweit erwerbstätig sind. 2025 werden junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren fast ein Fünftel der Weltbevölkerung und 15 Prozent der globalen Workforce stellen. In den ILO-Kernarbeitsnormen werden sie als Heranwachsende als besonders schutzbedürftig anerkannt. Das Übereinkommen 138 regelt das Mindestalter für die Beschäftigung von jungen Menschen, Übereinkommen 182 das Verbot der schlimmsten Formen von Kinderarbeit.
Jugendstrukturen in Gewerkschaften
Damit junge Menschen in den Gewerkschaften sowohl ihre eigenen speziellen Themen in einem geschützten Umfeld diskutieren und zugleich bei allem anderen mitreden können, brauchen sie besondere Strukturen.
In Deutschland etwa ist die DGB-Jugend ein eigenständiger Jugendverband mit über 500.000 Mitgliedern bis 27 bzw. 35 Jahre und demokratischen Entscheidungsstrukturen von unten nach oben. Ihr Entscheidungsgremium ist der Bundesjugendausschuss, in dem haupt- und ehrenamtliche Gewerkschafter_innen zusammen kommen, alle vier Jahre treffen sich die jungen Gewerkschafter_innen zudem zu ihrem wichtigsten Treffen, der Bundesjugendkonferenz. Als anerkannte freie Trägerin der Jugendhilfe erfüllt sie einen eigenständigen Erziehungs- und Bildungsauftrag in der Gesellschaft. Zugleich ist sie Teil des Deutschen Gewerkschaftsbundes und seiner Organe.
Auch in anderen Ländern haben die Gewerkschaften Jugendorganisationen oder Jugendvertreter_innen. Im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) arbeiten sie im EGB-Jugendkomitee und im EGB-Jugendvorstand zusammen. Auch der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat ein eigenes Jugendkomitee. Der Bundesjugendausschuss entsendet je ein_en Vertreter_in in die beiden Gremien.
Aktuell vertreten Joscha Wagner von der IGMetall und Devin Can von der jungen IG BAU die DGB-Jugend im EGB-Jugendkomitee (https://jugend.dgb.de/dgb_jugend/material/magazin-soli/soli-archiv-2018/soli-aktuell-11-2018/++co++0545aa0e-e1c7-11e8-9571-525400d8729f?k%3Alist=EGB-Jugend) und im IGB-Jugendkomitee (https://www.nord-sued-netz.de/sites/nord-sued-netz.de/dateien/pdf/nsn-2018-iv-web.pdf).
Projekte des DGB-Bildungswerks
Das Nord-Süd-Netz des DGB Bildungswerks BUND unterstützt den Aufbau von Jugendstrukturen in Gewerkschaften weltweit mit eigenen Projekten. Regionale Schwerpunkte dieser Arbeit sind derzeit in Asien und Lateinamerika.
In Argentinien, Brasilien, Mexiko und Nicaragua startete das DGB Bildungswerk BUND gemeinsam mit dem IndustriALL Americas 2018 ein Mentorenprogramm für junge Gewerkschafter_innen. Über drei Jahre sollen diese einen Aktionsplan entwickeln, in dessen Mittelpunkt jugend- und geschlechterpolitische Ziele und Maßnahmen stehen.
In Asien organisiert das DGB Bildungswerk BUND gemeinsam mit dem Regionalbüro Asien-Pazifik des IGB ein Projekt, bei dem sich junge Gewerkschafter_innen aus 19 Ländern mit internationalen Arbeitsstandards auseinandersetzen und Kernkompetenzen entwickeln können, um effektiv Leitungsaufgaben in den Gewerkschaften zu übernehmen.